02.11.2014

Das Fassbinder-Handwerk in Tscheb - Teil 2

Der Vorgang des Fassbindens: Wichtig ist Wasser und Feuer, Flacheisen - die Stahleisen sind geschmiedet -, die seitlich fein gehobelten Dauben, in der Mitte "im Bauch" breiter als an den Enden, stehen in einer Reihe bereit. Der Fasszug (Seilzug), Schraubenzwingen und das notwendige Werkzeug sind griffbereit. Mit den Schraubzwingen werden die Dauben nun am ersten Reifen befestigt bis der Kreis ganz geschlossen ist. Ein zweiter und mehrere Reifen, je nach Größe und Bedarf des Fasses werden von oben her aufgezogen und aufgetrieben. Man verwendet dazu die am Lager vorhandenen Standard-Reifen.

Und nun kommt die eigentliche Kunst des Fassbindens: Die schon zusammengezwängte Seite wird nun über den Feuerkorb gestülpt. Und während ein kleines Feuer aus Hartholzabfällen das Fass von innen erhitzt und erwärmt, wird das Fass nun von außen mit Waser leicht benetzt (mit Wasser bespritzen). Das Holz, die Dauben quillen auf und werden biegsam. Und nun können so die Dauben mit Fasszug (Seilzug) langsam zusammengezogen werden. Das Fass nimmt seine vorgegebene Form an. Nach Abnahme des Fasszuges werden dann die notwendigen nächsten Reifen aufgezogen und mit wuchtigen Hammerschlägen aufgetrieben (diese Hammerschläge waren angenehm zu hören). Es wird nun weiter fest geheizt, die Dauben (alles Holz) dampfen und zischen in der Hitze und bekommen ihre beständige Form. Das Nachfeuern (Ausfeuern von innen) ist sehr wichtig für die Qualität bei der Herstellung jedes neuen Fasses. Nach Abkühlen des Fasses werden die Dauben gerade geschnitten und eben (glatt) gehobelt und nachher die Nut für die Böden eingefräst. Dazu gab es einen eigens verstellbaren Fräshobel. Vor dem Einsetzen der beiden Böden werden die äußeren Seiten des Fasses abgenommen, damit es sich dehnen kann und die Böden von innen her hineingedrückt werden können. Damit die Böden dicht sind, wird die Nut sorgfältig mit Schilf ausgelegt. In einer selbst angefertigten, riesigen, großen Drehbank wird das runde Fass gleichmäßig abgedreht und gleichmäßig geschliffen. Nach diesen Arbeiten werden dann seine endgültigen Reifen vom Fassbinder selbst geschmiedet und genietet, aufgezogen und aufgetrieben.

Ganz zu guter Letzt wird dann in einem der Fassböden ein Spundloch gebohrt. In unserer Heimatgemeinde Tscheb hat man gesundes, gutes Akazien- und Eichenholz genügend zur Verfügung gehabt und verwendet. Und "Aufs Haar genau gearbeitet". Es gab sehr viele Fässer, die waren noch bei unserer Zeit schon über hundert Jahre alt und an vielen Fässern waren Jahreszahl der Herstellung des Fasses, der Name des Fassbinders und der Name des Fasseigentümers eingekerbt.

Zur allgemeinen Bemerkung: Der allgemeine Fortschritt und der Wohlstand brachten es mit sich, und die moderne Konkurrenz wurde immer stärker: Die guten Holzfässer mussten Behältern aus Edelstahl, Kunststoff, Glas und sogar Beton weichen. Aber die heutigen modernen Weinbauern, Winzer vom Fach, lassen ihre Trauben (Traubenmost) wieder wie in früheren, vergangenen Jahren (Jahrhunderten) in Holzfässern aus Eichen- und Akazienholz zum edlen Tropfen reifen.

von Stefan Ferger, Graz (22. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1993)

01.11.2014

Das Fassbinder-Handwerk in Tscheb - Teil 1

"Handwerk hat goldenen Boden". Beim Fassbinden hat sich dieser Spruch bewahrheitet Den Fassboden einbauen grenzt an wahre Kunst. Dazu ein weiterer Spruch vom Fassbinder: "Bei mir missts ganz zsammgehn, waascht, sunscht is des Fass nett dicht und es rinnt, gleich was du reinschitte duuscht und drinne is, ob Wasser, Wein oder Schnaps".

Zu Hause bei uns in Tscheb waren die Fassbinderarbeiten noch Handarbeiten. Unsere Fassbinder suchten und kauften sich das geeignete Fassbinderholz selber ein, speziell Eichen- oder Akazienholz. Akazienholz gab es im Dorf genug, Eichenholz besorgte man sich von der Sremer-Seite von über der Donau her. Man muss sich zeitlich weit zurückversetzen, mehr als 50 Jahre (Artikel wurde im Jahre 1993 geschrieben!) und noch weiter zurück. Man hat die Baumstämme selbst gespalten und grob zugerichtet. Die Dauben (Seitenbretter eines Fasses) noch mit der Hand aus dem groben Planken (Bohlen) herausgehackt. Das Tor führte mich in einen sauberen großen Hof. Unzählige Reifen in verschiedenen Größen stehen fein säuberlich geordnet an einem Hofgestell im Schatten. Daneben Feuerkörbe. Noch ein paar Schritte über Stufen, weiter den breiten Gang mit schönem Brüstungsmauerwerk stehen wir mitten in der großen, weiten Werkstatt. Von zwei Seiten große Glasfenster, die Eingangstür hat zwei sehr breite Torflügel, mehr als zwei Meter breit und zwei Meter hoch mit Oberlichtfenster. Auf meine Frage: Warum eine so große Türöffnung"?: "Ja, so kann man hier in der Werkstatt größere Fässer zusammenbauen, man hat alle notwendigen Werkzeuge und Vorrichtungen bei der Hand". Lunova Stefan-Vetter, unser Nachbar, kam mir mit freundlich leuchtenden Augen entgegen. Große Hände und Lederschurz und mit einem Lächeln im Gesicht. Stefan-Vetter war gerne Fassbinder und mit Leib und Seele dabei. Er erlernte das Fassbinderhandwerk noch während des ersten Weltkrieges und gleich danach bei seinem Vater, der auch ein bekannter Fassbinder in Tscheb war.

Man war das ganze Jahr beschäftigt. Im Laufe des Jahres, mehr in den Sommermonaten mit den Reparaturarbeiten, Neuanfertigungen von Fässern nur nach Bestellung durch unsere Weinbauern. Es waren alles Maßarbeiten nach den Wünschen der Bauern. In Tscheb galt damals und war im Gebrauch das sogenannte "Emer-Maß". Ein Emer war 56 Liter Hohlraum. Für das Zu- und Herrichten der Dauben hatte der Fassbinder sich eigene Muster angefertigt und so konnte er sich mit dem vorhandenen Fassbinderholz und den gewünschten Fassgrößen anpassen. Mit bedächtigem Ernst erzählte mir Stefan-Vetter und zeigte mir anschaulich, und ich durfte mithelfen beim Zusammensetzen und Herstellen eines neuen Fasses.












von Stefan Ferger, Graz (22. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1993)

08.10.2014

Bei einem Weingartenhüter hot"s mol gegeistert

Eingang zum Friedhof
Wer andere nicht in Ruhe lässt, hats mal g"heiße, den lassen die anderen auch nicht in Ruhe! Zu denen hat auch unser Tonivetter gehört. Natürlich, das muass vorausgeschickt werden: Immer ohne böse Absicht! Unsere Leute haben Spaß vertragen.

Also, im Herbst ging der Tonivetter nach dem Betzeitläuten jedesmal in seinen schönen Weingarten, der unmittelbar links an den Friedhof angrenzte, um die Trauben zu hüten. Das "Trauwehiede" war halt so a notgedrungener Brauch daheim. Die beiden Wittfrauen, die Scherer-Franz"n und die Karcher Leni, von der übrigens das Lebensprinzip stammte: "A Madl soll liewer nett "s Stricke kenne, als das es ned "s Tanze kann", wollten dem Tonivetter mal "s Fürchten beibringen. Und es ist ihnen auch geglückt! Sie haben weiße Betttücher umgehängt, dass sie wie Geister aussahen und haben den Tonivetter mit Geisterrufen: "Huh, huh, huh" im Friedhof erwartet. Zuerst glaubte der gute Tonivetter noch an einen Scherz. Als das markerschütternde Heulen aber nicht aufhören wollte und er sich noch darauf besann, dass es im stillen Friedhof ist, fuhr der Schreck ihm in die Glieder und er fing an, alle Heiligen anzurufen. Dann aber konnten die beiden "schlechten Weiber" es nicht mehr weiter verheben. Der Ausklang dürfte etwas gelockerter verlaufen sein. Der Tonivetter hat die armen Wittfrauen sicher mit a paar Trauben beschenkt, denn so war der Tonivetter auch wieder ned!

05.10.2014

Schmieder in Tscheb - Teil 2

Die Ausrüstung einer Schmiede bestand aus Ofen, Blasebalg, Amboss, Hämmer und Zangen. Es gab keine Elektroschweißgeräte oder Autogenschweißapparate, keine Schmirgelmaschinen. Der Stahl musste im Feuer zum Glühen gebracht werden, sodass er geformt und geschweißt werden konnte. Die Nachbehandlung wurde mit der Feile vorgenommen. Die Kunden der Schmiede waren vor allem die Bauern und die Lohnfahrer - die sogenannten Kirjäschler - unseres Dorfes. Aber in jedem Haus wurde mal dieses Stück oder jenes Gerät vom Schmied hergestellt oder repariert.

Die Arbeit und die Arbeitszeit richtete sich nach der Jahreszeit. Im Frühjahr mussten täglich Pflugschare geschärft werden. Im Sommer zur Erntezeit war die meiste Arbeit. Die Wagen waren von früh bis spät unterwegs, die Hitze trocknete das Holz aus, die Wagen und Räder knirschten. An manchen Tagen mussten an vier oder fünf Wagen die Reifen und Ringe aufgezogen werden. War der Sommer vorbei, begann die Arbeit mit dem Hanf. Hanfmesser wurden abgerissen, der Schmied musste sie herrichten. Die Wagen wurden schwer mit Hanf beladen, der zum Rösten an die Hanfwasser gebracht werden musste. Manches Rad und manche Achse bogen sich oder brachen unter der Last. Der Schmied musste sie herrichten. Im Herbst wurden die Stoppelfelder umgeackert. An manchen Abenden hatte der Schmied 40 bis 50 Pflugschare zu schärfen. Inzwischen wurde der Hanf gebrochen. Da wurden zum Schmied die Dulfen gebracht, damit er Bänder an dem Dulfenkopf und an den Dulfenblättern anbrachte. Nun wurde die Arbeit ruhiger. Der Schmied hatte hin und wieder einen Schlitten zu reparieren oder er hat auf Vorrat gearbeitet, Hufeisen geschmiedet und Radnägel angefertigt.

Das ganze Jahr über konnte man den Schmied unter dem Vordach antreffen mit großer Lederschürze in gebückter Haltung mit einem Bauern oder Knecht oder Kirjäschler, bemüht den Huf eines Pferdes zu beschlagen.  Den Stahl und die Kohle haben die Schmieder aus Palanka von Michael Hag bezogen. Für den Doppelzentner Kohle mussten wir etwa 60 - 70 Dinar bezahlen. Das Einkommen der Schmiede war unterschiedlich. Ich schätze, es lag zwischen 10.000 und 20.000 Dinar im Jahr. Die bei der Herrschaft angestellten Schmieder hatten in den frühen Dreißiger Jahren einen Monatslohn von 600 Dinar, der sich später auf über 1.000 Dinar steigerte.

Der Tag des Schmiedes in unserem Dorf  begann oft um 3 oder 1/2 4 Uhr und endete erst um 10 oder 11 Uhr am Abend. Die Arbeit des Schmiedes war schwer und schmutzig, aber vielseitig und interessant. Ich war gerne Schmied in
Tscheb.

04.10.2014

Schmieder in Tscheb - Teil 1

In unserem Dorf gab es fünf Schmiede-Werkstätten. Die Schmiedemeister und Besitzer dieser Werkstätten waren Josef Ernst, Jakob Isl, Franz Lotspeich, Josef Schrenk und Josef Trentz. Vier dieser Werkstätten waren alteingeführt. Die jetzigen Besitzer hatten sie von ihren Vätern übernommen. Lediglich der Isl-Schmied, der beim alten Trenz-Schmied gelernt hatte, hat die Werkstatt neu errichtet. Am Rande des Dorfes lag das große Dundjerskische Gut mit 1.200 Joch Feld, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei und Dampfmühle. Zu diesem Gut gehörte eine Schlosserei und eine Schmiedewerkstatt. Bis nach dem 1. Weltkrieg war dort ein Tscheche als Meister tätig. Danach wurde Josef Wenzler Meister. Außer ihm waren in der Herrschaftsschmiede Kohanez Istvan, der später nach Srbobran ging und Hans Zernberger beschäftigt. Gelernt haben dort Stefan Ernst, Adam Heizmann und Nikolaus Abel. Jedem Tscheber sind die Ambossklänge vertraut, mancher wurde davon in aller Herrgottsfrüh geweckt oder zu später Stunde in den Schlaf gesungen.

Der Schmied musste sehr vielseitig sein. Die meisten in der Landwirtschaft gebrauchten Geräte mussten vom Schmied teilweise oder ganz gefertigt und häufig repariert werden: Eggen, Pflüge, Schlaufen und Wagenteile wie Reifen, Ringe und Achsen. Aber auch Nägel und Beile, Hanfmesser, eiserne Tore und Zäune, ja sogar Pumpbrunnen und Tabakmaschinen - allerdings ohne Wissen der Finanzer - wurden geschmiedet und viele Werkzeuge, die der Schmied bei seiner Arbeit brauchte, so die Handhämmer und Feuerzangen. Das ganze Jahr über musste er aber Hufe schmieden und Pferde beschlagen. Der Huf ist kein toter Gegenstand, da ist Leben drin, da musste man genau wissen, wie der Huf beschaffen ist, wie das Pferd läuft und welche Hufeisen es braucht. Beim Beschlagen musste sehr genau darauf geachtet werden, wie der Hufnagel anzusetzen ist, damit er nicht in die Hufzellen gerät, denn die sind schon von Blut durchtränkt. Oft war der Schmied Tierarzt in erster Not. Wenn ein Pferd in einen Nagel getreten war oder auf einen harten Gegenstand, sodass der Huf sich entzündet hatte, so musste der Schmied diese Stelle finden und behandeln, d.h. aufschneiden und das gestaute Blut oder die Vereiterung entfernen, die Wunde säubern und desinfizieren und mit einem Spezialhufeisen beschlagen. Jakob Isl hat sogar Hengste entmannt.

von Andreas Lotspeich (aus dem 5. Heimatbrief/Dezember 1976)

28.09.2014

Josef Seider: Ein Maler, Musiker und Macher

Josef Seider
geb.08.09.1919 in Tscheb - gest. 28.09.2003 in Ludwigshafen
‚Ich bin ein Kind der Donau’ sagte stets der am 8. September 1919 in Tscheb/Batschka im damaligen Jugoslawien Geborene. Und diese - im wahrsten Sinne des Wortes - „Jugendliebe“ finden wir wieder in seinen Ölgemälden, den Grafiken und den Fotografien, die Josef Seiders alte Heimat für uns noch einmal lebendig werden lassen“, so Bürgermeister Zier. Nach der Schulzeit erlernte Josef Seider beim Tscheber „Ernst-Beck“ in der Mittelgasse das Bäckerhandwerk. Nach abgeschlossener Bäckerlehre arbeitete er als Geselle in Neusatz (Novisad), kam dann aber nach einiger Zeit wieder in seinen geliebten Heimatort zu “seinem Master“ (Meister) nach Tscheb zurück.

Im Alter von knapp 20 Jahren musste er zum serbischen Militär. Dann, im Jahre 1942, wurde er deutscher Soldat, im September 1944 in Rumänien von Granatsplittern getroffen und dabei schwer verwundet. Eine sofortige Beinamputation war unumgänglich. In diesem schlimmen Zustand kam er ein halbes Jahr in ein Lazarett an den Wörthersee. Die Dramatik dieses Schicksalsschlages hat er in seinem Bericht „Die schrecklichsten Stunden meines Lebens im September 1944“ in der Tscheber Festschrift vom Dezember 1996 - anlässlich des 25jährigen Bestehens des Tscheber Heimatausschusses - geschildert. Das Kriegsende brachte wichtige Wendepunkte in seinem Leben.
Josef liebte schon früh die Musik. Beim Deutschen Militär, hatte ein Kriegskamerad ein Akkordeon dabei, konnte jedoch darauf nicht spielen. Der talentierte Josef nahm gerne die Gelegenheit war, um dies auf dem geliebten Instrument zu tun. Wie gerne besäße er jetzt ein solches, eigenes Musikinstrument! Deshalb hatte Josef schon seit einiger Zeit die kühne Idee eines Besuches bei der Firma HOHNER, der Herstellerfirma von Akkordeons in Trossingen. Eines Tages setzte er dieses couragierte Vorhaben in die Tat um und schaffte es, in der damals so schwierigen Zeit auf abenteuerlichem Wege sein erstes Akkordeon, und zwar von Herrn Hohner persönlich, zu bekommen. Es ist kaum zu glauben, aber die „Geschichte“ ist wahr:
Mit der Bahn fuhr er von Bruckberg (damals amerikanische Zone) in Begleitung eines Lehrers zu HOHNER nach Trossingen. Natürlich wollte man ihn nicht zum Chef vorlassen. Doch - ein Wink des Schicksals – er hatte etwas sehr Wichtiges im Rucksack dabei, nämlich eine Schreibmaschine. Und als er diese vorzeigte, ließ man ihn sogleich zum Chef vor. Er durfte sich auf dessen Geheiß - gegen den Tausch dieser Schreibmaschine - ein Akkordeon seiner Wahl im Lager aussuchen! (Anm.d.Red.: Man muss hinzufügen, dass von der französischen Besatzung alle Schreibmaschinen im Hause HOHNER „entsorgt“ worden waren). Nun hieß es, das auf wundersame Weise erstandene neue Akkordeon unauffällig in die amerikanische Zone zu bringen. Josef und sein „Helfer“ schafften auch dieses Unterfangen.
Von nun an nahm Josefs musikalische Entwicklung vehement ihren Lauf. Sofort nahm er in Bruckberg Akkordeonunterricht, und zwar bei einem deutschen Musiklehrer namens Herrn de Wille aus Werbaß/ehem. Jugoslawien. Und bald fand Josef einen Weg, sich mit seinen beiden großen Begabungen, dem Malen und Musizieren, weiter zu entfalten. Deshalb erfolgte im Jahre 1951 der Umzug mit Frau und Kind nach Ehrang bei Trier. Dort begann er seine zweite Ausbildung: 8 Semester Studium der Malerei an der Werkkunstschule Trier (morgens)und abends besuchte er parallel 2 Jahre lang die Musikschule. Schon nach einiger Zeit war er imstande, selbst Akkordeonunterricht zu erteilen".

Nach Abschluss seines Studiums, arbeitete er als Schriftenmaler bei der NATO in Trier, bis die Familie im Sommer 1955 nach Limburgerhof, wo mittlerweile ein schönes Baugrundstück erworben worden war, zog. Bewundernswerterweise hinderte Josef seine Gehbehinderung nicht daran, dort zusammen mit seiner Frau mit Geschick und unermüdlichen Fleiß ein eigenes Haus in Eigenleistung zu bauen. Mit seinem handwerklichen Können hat er trotz seiner Bewegungseinschränkung sogar das Dach seines Hauses gedeckt.
Es dauerte nicht lange, bis die Pfalz zu seiner neuen Heimat wurde. Am neuen Wohnort engagierte er sich sofort im Gemeinde- und Vereinsleben. Die zweite Tochter Christa wurde geboren. Umgehend fand er bei der BASF eine gute Anstellung und war dort bis zur Pensionierung im Jahre 1977 als Angestellter in der Verwaltung tätig. Neben seiner beruflichen Arbeit fand Josef immer Zeit für seine geliebten Hobbys, dem Malen und dem Musizieren und diversen ehrenamtlichen Aktivitäten.
1956 rief er eine Akkordeongruppe ins Leben und leitete diese jahrzehntelang mit großer Leidenschaft. Täglich unterrichtete er nach der Büroarbeit eine Stunde im Musikraum seines Hauses. 150 junge Menschen wurden von Josef Seider erfolgreich auf diesem Instrument ausgebildet. Zu den verschiedensten Anlässen hatte sein Orchester zahlreiche öffentliche Auftritte.

Ja, Josef war mit dem Herzen immer ein „Tscheber Buh“ geblieben. Seine „Tscheber Arbeit“ hat er stets aus großer Verbundenheit zur alten Heimat eingebracht. In Sindelfingen, im Haus der Donauschwaben, hängt neben einem Modell einer Donaumühle ein Gemälde einer solchen Mühle, das er gemalt und dem Haus der Donauschwaben gestiftet hat.

Josef Seider verstarb im 84. Lebensjahr am 28. September 2003 in Ludwigshafen/Rhein.

19.09.2014

Von den Bauern in Tscheb - Teil 4

Nach dem Bau des Dammes 1913 wurde es schwieriger mit der Hanfrösterei. Unsere Bauern mussten in die Hanfwasser nach Glozan oder Palanka. Einige Bauern legten in ihrem Riedfeld Hanfwasser an. In den 20er Jahren wurden in Tscheb zwei Hanffabriken mit Kunströstanlagen errichtet. Dies gab dem Hanfbau noch mehr Auftrieb. Der Gutsherr Lazar Dundjerski hat mit der Anlage des ersten Hopfengartens 1890 in Tscheb den Hopfenbau eingeführt. Nach 1900 folgten ihm die Tscheber, allen voran Bellan und Oberndorfer. Damals wurde der Hopfen nach Saaz in Nordböhmen verkauft. Als sich nach dem 1. Weltkrieg der Markt Amerika öffnete, stiegen die Hopfenpreise derart in die Höhe, das nicht nur die Bauern, sondern jeder der ein Stück Feld besaß, einen Hopfengarten anlegte. Nur wenige hatten Glück mit diesem Unternehmen. Die Anlage kostete viel Geld. Die langen Stützen mussten mit :: der Bahn von weit her angeliefert werden, der Draht war teuer. Das ganze Jahr über musste im Hopfengarten gearbeitet werden, Ernte gab er erst im dritten Jahr. Diese Ernte sollte dann gut verkauft werden. "Hopfen bauen ist leicht, Hopfen verkaufen ist schwer" hieß es bald. In jenen Jahren entstanden im Dorf auch mehrere große und kleinere Hopfendarren.

Hopfen und Hanf und was nach dem Eigenbedarf an Mais und Weizen verblieb wurden verkauft. :: Als Aufkäufer für Firmen oder Genossenschaften waren einige Männer aus dem Dorf tätig und Leute aus anderen Gemeinden. Der aufgekaufte Hopfen wurde meist getrocknet nach Petrovac gefahren und dort an der Bahn verladen. Hanf wurde zum großen Teil im Dorf an die Hanffabriken oder an die Firma Haditsch, zum Teil aber auch nach auswärts, verkauft. Mais und Getreide wurden vorwiegend an Schleppkähne an der Donau oder an die Bahn nach Palanka oder Petrovac gefahren oder verfrachtet.

Als Futtermittel hauptsächlich für den Eigenbedarf  wurden außer Mais noch Klee, Wicken, Linsen, Moheu und Rüben angebaut. Die Bauern hatten auch einen Weingarten, wie viele andere Dorfbewohner auch. Obwohl der Tabakanbau für das Dorf von Bedeutung war, spielte er beim Bauern kaum eine Rolle. Einige Bauern vergaben Feld um die Hälfte des Ertrages und stellten bei Bedarf das Fuhrwerk zur Verfügung. Der Tabakanbau stand unter strenger staatlicher Aufsicht.

von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)

17.09.2014

Von den Bauern in Tscheb - Teil 3

Traubenlese bei Familie Mausner im Weingarten Richtung Palanka
Eine schöne Arbeit war die Traubenlese in den letzten Septemberwochen. Die letzte große Arbeit war die Maisernte. Der Kukuruz wurde mit Bast gebrochen und heimgefahren. An den folgenden Abenden wurde bis 10 Uhr bei Petroleumlicht, ab 1935 etwa bei elektrischem Licht, das Bast vom Kolben abgeschält. Das waren schöne Herbstabende beim Kukuruzschälen mit Verwandten und Leuten aus der Nachbarschaft, die mithalfen, weil sie Bast brauchten oder weil sie dieses Beisammensein in fröhlicher Runde liebten. Das Bast- und das Maislaub wurde auch als Kuhfutter verwendet, wovon der Milchsegen allerdings klein blieb.

Im Spätherbst wurde der Winterweizen und die Wintergerste und auch Klee gesetzt. Dann ließ die Arbeit nach. Das Kukuruzlaub wurde eingefahren. Mit der Winterackerung und gelegentlichen Mistfuhren hörte das Jahr des Bauern auf. Die Tage waren kurz, die Nächte lang. Nur das Vieh war zu versorgen, Stallarbeiten zu verrichten und Geräte herzurichten. Jetzt konnte der Bauer die Hände in den Schoß legen und ausruhen bis zum nächsten Frühjahr.

Die Viehzucht war bei unseren Bauern schwach entwickelt. In den Höfen im Dorf gab es beim Bauern 2-3 Pferde, 2-3 Kühe, einige Kälber oder Rinder, einige Schweine, bis zu 50 Hühner, etwa 20 Gänse und Enten, ein oder zwei Hunde und Katzen. In manchen Höfen gab es Truthühner, Perlhühner und einen Taubenschlag. Auf dem Salasch gab es ebenfalls 2-3 Pferde, vor allem wegen des Mists, über ein Dutzend Rindvieher und noch viel Geflügel. Die Kühe gaben etwa 10-15 Liter Milch am Tag, die auch an Leute in der Nachbarschaft verkauft wurde. Als Arbeitstier diente das Pferd. Nur bei der Herrschaft wurden als Zugtiere das weiße ungarische Rind mit den weit ausragenden Hörnern, zu dem wir Ochse sagten, und der schwarze Büffel gehalten. Schafzucht betrieb im Dorf nur der Schwindl Josef. Die Herrschaft hatte Schafherden mit Hirten und einem Esel als Leithammel. Die Herrschaft betrieb auch Pferde- und Rinderzucht.

Zwischen den beiden Weltkriegen wurde vorwiegend Weizen angebaut, zu dem wir "Frucht" sagten. Die Körner wurden für Mehl und Brot für die Familie gebraucht, das Stroh zum Einstreuen beim Vieh. Der Hanf brachte den Bauern das Bargeld, denn vom Hanf musste nichts gegessen oder verfuttert werden. Der Hanf hatte auch immer einen guten Preis. Solange es keinen Donaudamm gegeben hatte, war im Ried genug Wasser zum Rösten des Hanfs, zum "Retzen", wie man in Tscheb sagte. Damals kamen sogar Bauern aus Gajdobra ins Tscheber Ried, um da ihren Hanf zu rösten.


von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)

08.09.2014

Kartenspielen an der Donau

Hamann-Lehrer, Gabs-Lehrer und Bleyer Georg (Gyuri genannt) beim Kartenspielen an der Donau auf der Tscharda beim Karcher Adamvetter. Der vierte Mann ist unbekannt. Die Tscharda stand auf Holzsäulen und war aus Brettern gebaut.

07.09.2014

7.9.1907: Hochzeit der Haman


Am 07. September 1907 heirateten in Tscheb  Johann Haman und Anna (geb. Szarvas) . Beide stammten aus Apatin. Noch als Kind kam Anna mit ihren Eltern nach Tscheb, da ihr Vater eine Stelle beim Großgrundbesitzer Dunđjerski bekommen hatte. Nachdem Johann die  Lehrer-Ausbildung in Timisoara beendet hatte, bekam er seine erste Stelle als Lehrer in Gajdobra. 1906 zog er nach Tscheb, wo er bis zu seinem Tod geblieben ist. Zuerst arbeitete er als Lehrer, später wurde er Schulleiter.
Am 07.09.1957 beging das Paar mit einer kleinen Feier sein 50jähriges Jubiläum. Gemeinsam verbrachten sie 58 Jahre. Anna starb 1965 und Johann zwei Jahre später, 1967.
Sie hatten 2 Söhne, die im Kindesalter an Scharlach gestorben sind, und 2 Töchter, Maria und Anna. Von ihnen bekamen sie 9 Enkel!  Heute leben ihre Nachkommen in Serbien, Kroatien und Ungarn. Es gibt 19 Urenkel und 24 Ururenkel (insgesamt 54 Nachkommen)!

30.08.2014

Die seltsame Himmelserscheinung - 30.8.1939

Am 30. August 1939 wurde in Tscheb ein Theaterstück aufgeführt. Um welches Stück es sich handelte weiß ich nicht. Der Seider Anton (Tischlermeister) hat sich auf diesem Gebiet sehr eingesetzt. Ich weiß aber, dass Grießer Nikolaus, Sohn vom Grießer Spengler, eine Hauptrolle darin spielte.
Als die Theatervorstellung gegen 22.30 Uhr aus war. zeigt sich der westliche Himmel feuerrot. Niemand konnte sich zu dieser späten Stunde jemals erinnern, so etwas gesehen zu haben. Es war am nächsten Tag das Tagesgespräch im Dorf. Die allgemeine Meinung war, dass dies nichts Gutes bedeuten kann. Tags darauf, am 1. September 1939, brach der fürchterliche 2. Weltkrieg aus. Am Palmsonntag 1941 begann der Krieg mit Jugoslawien, am 2. Juni 1941 begann der Krieg mit Russland. War diese Himmelserscheinung ein Vorzeichen auf die kommenden Ereignisse?  Graz, im September 2012
(erzählt von Adam Eckmayer, Graz / 41. Tscheber Heimatbrief/Dezember 2012)

27.08.2014

Leichenverein

Der Leichenverein wurde auf Anregung des Tischlers Josef Schweighoffer im Jahre 1884 gegründet. Dieser Verein arbeitete nach dem Motto: "Einer für alle - alle für einen". Die Requisiten des Vereins waren: Zwei schwarze Fahnen, eine Tragbahre, schwarze und weiße Schärpen und sechs Windlichter. Die eine schwarze Fahne wurde bei verstorbenen Mitgliedern dem Leichenzug vorangetragen. Fahnenträger war der Gevattermann, wie man bei uns sagte. Die vier Träger trugen scharze Schärpen wenn der Verstorbene verheiratet war, bei Unverheirateten trugen sie weiße Schärpen. Die zweite schwarze Fahne wurde auf dem Kirchturm aufbewahrt. Dort wurde sie auch rausgehängt, wenn ein Vereinsmitglied starb. Dann wussten auch alle, dass demnächst der Vereinsdiener (der Totenvogel, wie er genannt wurde) kassieren kommen wird.

Von den Beiträgen wurden die Begräbniskosten bezahlt, wofür eine bestimmte Summe festgesetzt war. Wurde dieser Betrag unterschritten, bekamen die Hinterbliebenen den Rest ausbezahlt. Wurde der Betrag überschritten, so mussten die Hinterbliebenen einspringen. Nach den Vorschriften des Vereins wurde ein einfacher Sarg, ein Grabkreuz, ein einfacher Übertahn, der Geistliche und der Kantor bezahlt. Mitglied konnte jeder werden, der 18 Jahre alt war. Die Requisiten konnten auch Nichtmitglieder gegen Entgeld benutzen. Starb ein Kind aus einer Mitgliederfamilie, so konnten die Requisiten unentgeldlich beansprucht werden. Zum Lobe der gutstehenden Bauern sei gesagt, dass viele des guten Zweckes wegen Mitglied waren. Vor dem 1. Weltkrieg war ein Mitglied nach 25 Jahren von weiteren Beitragszahlungen befreit. Von dem Bargeld des Vereins wurde im Krieg eine Kriegsanleihe gezeichnet.

Dieses Geld war mit dem verlorenen Krieg ebenfalls verloren. Der Verein war zum Neubeginn gezwungen. Es gab Ärger, weil die 25-Jahre-Regelung aufgehoben werden musste. In der jugoslawischen Zeit schlug sich der Verein schlecht und recht durch. Die Beiträge wurden nicht erhöht, aber die Preise blieben nicht stabil. In den letzten Jahren haben Rosi Breit und Paul Lang das Geld eingesammelt. Die Beiträgte betrugen früher 10 Kreuzer, später 1 Dinar, zuletzt 1 Pengö.

25.08.2014

Tschewrisch grett

bettseije: angeln
bigge: kleben, etwas aufkleben
Biechl: ein kleines Buch
Binkel: Bündel, das durch ein Tuch zusammengehalten wird bische: brunse, seuche: pinkeln, zur Toilette gehen
Bittdanka: einer der immer unterwegs ist, nie zu Hause anzutreffen
Blechschädel: infolge von Weinkonsum beschwerter Kopf
blooßfiesich: nackte Füße
blooßkoppich: ohne Kopfbedeckung
Bojazzl: Kasper
brunse: urinieren
brutschle: auf dem Herd langsam dahinbraten, leise, undeutlich reden
bsoff: betrunken

23.08.2014

Von den Bauern in Tscheb - Teil 2

An Peter und Paul (29. Juni) begann der "Schnitt", die Getreideernte. Die Arbeit begann auf dem Felde um 4 Uhr in der Früh. Aus Halmen wurden Seile zum Bündeln gefertigt. Sobald das Getreide von der Sonne abgetrocknet war begann das Mähen. Bis in den Abend hinein wurde gemäht. Dann wurde noch aufgekreuzt, d.h. die Garben wurden aufeinander gestapelt: 9 Garben bildeten ein Neuntel, 18 ein Kreuz. Bei der Weizenernte halfen Schnitter um ein Zehntel der Ernte, der Mann mit der Sense mähend, die Frau mit der Sichel die Garben auflesend. Mähmaschinen gab es erst in den letzten Jahren. Nach der Ernte musste gedroschen werden. In den frühen Jahren nach der Ansiedlung wurden die Getreidekörner mit Holzschlegeln, den Dreschflegeln, ausgeschlagen, verdroschen. Später wurde das Getreide auf einem Tretplatz auf dem Hotter oder im Hinterhof des Hauses ausgebreitet und von Pferden, die stundenlang im Kreis herum gingen, ausgetreten (kommt unser "Treplatz" nun von Drehplatz oder von Tretplatz?). War dann das Getreide richtig ausgetreten, wurde das Stroh abgeräumt und der Rest wurde hochgeworfen, damit der Wind die Spreu von dem Weizen trenne. Später gab es dafür Windmühlen. Noch später kamen Dreschmaschinen. Das waren damals Dampfmaschinen, die von Pferden von Dreschplatz zu Dreschplatz gezogen wurden. Sie wurden Ende der zwanziger Jahre von fahrbaren Dreschmaschinen, den Selbstwandlern abgelöst.

Der Weingarten musste wieder gehackt werden. Mitte August begann das Hopfenzupfen, wozu Männer und Frauen aus der Umgebung, viele aus Srem, gegen Entgelt zu Hilfe kamen.

Dann fing das Hanfschneiden an. Eine rauhe Arbeit! Zum Rösten wurden die Hanfbündel floßartig ins Wasser gebettet und mit Erde vom Boden des Gewässers bedeckt. Dort musste der Hanf 6 bis 8, bei kühlem Wetter auch 10 Tage liegen, dass sich die Fasern vom Stengel lösten. Beim Herausholen war das Wasser oft schon sehr kühl. Die Männer arbeiteten in Socken und Holzklumpen. Die triefenden Hanfbündel wurden zeltartig aufgelockert zum Trocknen aufgestellt.




von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)

22.08.2014

Von den Bauern in Tscheb - Teil 1

Von den 74 Bauern in den 30er Jahren hatten 65 ihr Auskommen von dem eigenen Boden. Die übrigen 9 Bauern nahmen zusätzlich Feld in Pacht oder bearbeiteten Feld zum halben Ertrag. Großbauern, wie in vielen unserer Nachbardörfer, gab es in :: Tscheb nicht: der reichste Bauer besaß knapp 70 Joch Feld.

In früheren Zeiten erbte den Bauernhof stets der älteste Sohn. Das Anwesen wurde nicht verteilt. Den Eltern verblieb lediglich 1 Joch Feld und ein Stück Weingarten. Der junge Bauer musste an die Eltern "Liebling" abgeben. In der Regel waren das im Jahr 500 kg Weizen, 2 Ferkel, 500 kg Mais als Futter, 1 Klafter Holz und Brechegel zum Heizen sowie Hanf und Salz. Das Feld der Eltern musste er bearbeiten. Den Geschwistern musste er je nach Größe des ererbten Hofes und der Zahl der Geschwister einige hundert Gulden auszahlen. Nach der Jahrhundertwende änderte sich allmählich diese Art der Erbfolge. Das Feld wurde unter die Kinder aufgeteilt. Allerdings erbten die Söhne etwas mehr als die Töchter.

Das Leben der Bauern war durch den Rhythmus der Jahreszeiten geprägt. Es verlief für Generationen jahraus und jahrein in gleicher Weise. Selbst das Festefeiern, Hochzeit, Kirchweih oder Besuche bei Verwandten oder Bekannten in ferneren Dörfern, hatte sich danach zu richten.

Nach einem milden Winter begann die Arbeit schon Ende Februar: Hafer (Hornungshafer) anbauen, Klee, Wicken und Linsen säen, Kukuruz :: setzen, Mist fahren, Hanf anbauen, im Weingarten aufdecken, Stöcke einschlagen, Reben schneiden und anbinden. Im Weingarten war das ganze Jahr über viel zu tun. "Ein Weingarten braucht keinen Herrn, ein Weingarten braucht einen Knecht" sagte man deshalb.

Ab Mai wurde Klee gemäht für Grünfutter und für Heu. Bei der Heuernte Anfang Mai, Ende Juni, Mitte August und manchmal noch im September gab es keine Uhrzeit: Morgens früh oder abends spät, sogar in der Nacht wurde gemäht um den Blätterverlust gering zu halten.

Mit dem Ende des Frühjahrs begann das Rebenspritzen gegen Pernospora. Früher geschah das mit einem Besen aus einem Eimer, in dem gelöschter Kalk in Wasser aufgelöst war. Später gab es die Rebenspritze, die auf dem Rücken durch die Rebenreihen getragen wurde und mittels eines Pumpschwengels über einen Schlauch eine Lösung aus Kanitzl (Blaustein) und Kalk versprühte. Wenn viel Nebel herrschte, musste 6-7mal und öfter gespritzt werden. Vor dem Sprühen waren die Reben zu stützen, zu geizen und 
auszubrechen.

von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)




11.08.2014

Impressionen aus Tscheb

Das waren die Gassenbewohner - die Gänse.
Schon wegen ihnen war der Park eingezäumt. Stand das Tor manchmal offen, hatten es die Gänse sofort entdeckt. Die Polizisten oder Hüter haben die Gänse dann in den Hof des Gemeindehauses getrieben, und die Gänsebesitzer mussten Strafe zahlen und die Gänse heimholen.

22.07.2014

22.7.1942 - Vier musizierende Freundinnen

Von links nach rechts: Karcher Resi, Piffath Katharina, Puss Anna, Mausner Katharina. links im Hintergrund: Haditsch Andreas
22.07.1942 – „Vier musi22.07.1942 – „Vier musizierende Freundinnen“ an einem Sonntagnachmittag am Donaudamm Richtung Palanka, nahe der Ernst-Beck-Tscharda (Haditsch-Evbäsl).

17.07.2014

Bei der Tschewer Feierwehr

Mein Großvater, der Gari Franz, war bei der Feuerwehr in Tscheb und kam nachts oder frühmorgens nach Hause. Er erzählte, was einem seiner Feuerwehrkollegen, dem Hans (der Familienname liegt der Redaktion vor) passiert war. „Stell dir vor Nanni, was dem Hans heint passiert is. Der hott heint wie wiedich glescht, der war widder bsoff. Wie er’s Feierwehrleide nachts ghehrt hotunn a noch die Kercheglocke glitt henn,springt d’r Hans aus’m Bett unn rennt halwer im Schloof an de Kaschde (Schrank) unn will d’r Helm unn sei Feierwehr-Gwand raushole. Jetzt hot er gwisst, dass dess, was er brauch, alles unne im Kaschde liegt, awwer bei dem schummriche Licht hot d’r Hans nett viel gsehn. Er war jo noch im Schloof und hot des Hackl (Feuerwehrbeil) mit dem Gertl (Gürtel) gsucht, unn no hot des jo ah schnell gehn misse. Jetzt is er ah noch an de Kaschde nogrennt un is immer wiedicher war, weil er halt des Hackl und den Gertl nett gfund hott.
Uff omol war er „uff’d’r Hechl“ (außer sich) und schreit vor lauter Wut: ‚Chrischtusmariat“ unn werft den ganze Kaschde um. Bei dem Krawaal hot sei Res’ nottert nimma schloofe kenne unn hot sich im Bett uffgsetzt. Wie sie de Kaschde umfliege sickt schreit sie: „Allmächtiger im Himmel!“ Druff schreit d’r Hans: „Jo wenn der do wär, no det des jetzt nett bassiere“!
Es Res’ is nottert ufgstann unn hot ehm de Gertl mittem Hackl gsucht und a gfund. Awwer vor „lauter lauter bressiere“ hot er no de Gertl verkehrt rum okat unn is no bei d’r andre Feierwehrleit uffgfall. Jedenfalls is d’r Hans an dem Owet net mit vollständicher Mondur zur Feierwehr kumm. Wie alles rum war, sinn alli mitnand zum „Karcher-Wert“ gang an die Thek unn henn d’r Dorscht „glescht“.

Nacherzählt von Roland Groh (39. Heimatbrief Dezember 2010)

14.07.2014

Tschewrisch grett

abicke: eine runterhauen (Ohrfeige)
abgwichst: schlau, verschlagen
abzuzzeln: mit heftigen Saugbewegungen ablecken
Aggazzebam: Akazie, Robinie
Agrasel: Stachelbeere
Andigrischt: Antichrist (Schimpfwort: Du wiedicher Andigrischt)
agehn: auf die Nerven gehen
arretiere: festmachen
arschlings: rückwärts, verkehrt
ausgfress: dickleibig
ausgschiss: jemandes Gunst verspielt haben
ausstaffiere: jemand ausstatten
Augeglas: Brille

12.07.2014

Donau bei Tscheb - Dampferllinie Neusatz-Vukovar

Jeden Tag fuhr die Nabred, ein Personenschiff, von Novisad nach Vukovar und zurück. Sie hielt in Tscheb an, und nahm hier Passagiere mit, die mit ihren Waren in den Sommermonaten auf den Markt in Novisad gingen oder Verwandte in den umliegenden Dörfern besuchten.

06.07.2014

Tschewrisch grett

Backsimbl: Brotkorb
Bagaasch: Lumpenpack
bähen: rösten
Balwierer: Friseur
Basmek: eine Ungeschicklichkeit begangen
Bassama negit: ein Schimpfwort
Batze: einen Haufen, eine Menge (viel)
Bazi: durchtriebener Kerl
Bettjar: des hoscht awer gut hi gedeixelt
Beidl: Beutel, Tasche
Bettschar, Bettjar: Spitzbub

24.06.2014

Das Zimmermannhandwerk - Teil 2

Fahrgelegenheit gab es damals keine. Also wurde der Weg mit Schusters Rappen von Tscheb bis Futog zurückgelegt, von wo es dann mit der Fähre ans andere Ufer ging. Alle 14 Tage war Zahltag und somit auch alle 14 Tage einmal nach Hause zur Familie mit dem Zahltag.Welch große Gebäude hier erstellt wurden, ist daraus zu schließen, dass mein Schwiegervater Johann Gruber und sein Arbeitskamerad Heinrich Gari 3 Monate lang jeden Tag 12 Paar Sparren abgebunden haben. Bei dieser Gelegenheit erzählte er auch folgende Begebenheit:

Die Zimmerleute und Maurer rauchten zur damaligen Zeit größtenteils die Pfeife. Dabei konnte die Arbeit ohne Unterbrechung fortgesetzt werden, denn das Husten gabs in der damaligen Zeit nicht. So saat (sagte) der Bulkeser Jakob zu seinem älteren Arbeitskollegen: "Vetr Jergl, jetzt wirds artlich (ordentlich) angaracht!" Er setzte sich dabei gemütlich hin, stopfte sich die . Pfeife und rauchte sitzend weiter. Nicht gemerkt hatte er, dass der Polier ihn dabei beobachtete. Bei der folgenden Abrechnung fehlten dem Jakob rund 3 Kronen von seinem wohlverdienten Arbeitslohn. Voller Aufregung eilte er zum Verwalter und beschwerte sich. Doch dieser entgegenete ihm ironisch: "Jakob, die Abrechnung stimmt - Vetr Jergl, jetzt wird artlich angaracht!"

Vor dem ersten Weltkrieg - und noch mehr nach demselben - gingen viele Zimmerleute nach Bosnien und fanden dort eine gute Anstellung. So waren dort als Poliere beschäftigt: Johann Scherl, Jakob Hauschberger, Ignaz Menges, Georg Scherl, Josef Fahr und Franz Menges. Mit ihnen zog im Frühjahr jeweils eine ganze Gruppe mit in die Arbeit. Zumeist um dieselbe Zeit, nach Josefi, dem Schutzpatron der Zimmerleute", gings ab. Für die "Herrekerweih", den 15. August, gabs einen kurzen Heimaturlaub, dann noch einmal zurück bis kurz vor Weihnachten. Den Winter über waren die Zimmerleute zuhause. Während dieser Zeit nahmen sie jede Arbeit, die sich in der Heimat bot, an. So z.B. im Walde oder auf der Insel Holz zu fällen oder wenn das Eis auf der Donau oder in deren Nebengewässer dick genug war, Eis zu hacken und dieses in die Eisgruben der Wirte oder der Herrschaft mit dem Pferdeschlitten zu transportieren

Nach dem Jahre 1930 ging es mit den Zimmerarbeiten sehr zurück. Dies hatte zur Folge, dass viele Zimmermänner auf einen anderen Beruf überwechselten. So z.B. wurde Valtentin Scherl Röstmeister, ebenso auch Franz Wenzel, Jani Sarnotzki nahm eine Hausmeisterstelle in Sarajevo an, Anto Schwindl wurde Sodawassererzeuger, Josef Gerg, Johann Speckert und Josef Reith wurden Seiler. Auch ich selbst wechselte auf das Seilerhandwerk und übernahm von meinem Vater die Seilerei und baute dazu noch eine Hechlerei auf.

Im Jahre 1944 waren dann nur noch selbständige Zimmerleute: Georg Scherl, Johann Balger, Franz Gari, Nikolaus Karcher, Peter Gruber. Hierzu ist auch Stefan Ferger zu zählen, der jedoch meist auswärts arbeitete.

 von Franz Nachbar, Maximiliansau (7. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1978)

23.06.2014

Das Zimmermannhandwerk - Teil 1

Die ältesten Zimmerleute waren Franz Abel und Hans Abel. Der Tscheber Volksmund nannte sie Schuster-Abl-Franz und Schuster-Abl-Hans. Der Schuster Abl-Hans war ein Mann von kräftigem Bau. Man sagte ihm nach, das er ein ganzes "Schulterblättl" einer Sau beim Frühstück am Bau verzehrte ...
In den Jahren 1914-1916 war er ein alter, beleibter Mann geworden. Er ging jeden Morgen zur heiligen Messe. Wegen seiner Beleibtheit hatte er manchmal Atemnot, weshalb wir Ministranten ihm dann tatsächlich nachsagten, "er schnarcht schon wieder". Die weiteren Männer, die in dieser Branche arbeiteten, waren: Adam Specht; Franz Ferger und dessen Söhne Franz, Michael, Nikolaus und Hans Ferger. Die Fergers waren zugleich auch Maurer und übernahmen daher auch die Maurerareiten.

Die Gründe, warum so viele das Zimmerhandwerk erlernten, waren verschieden. Bis zum ersten Weltkrieg wurde das Bauholz nur in Rundstamm gekauft und geliefert. So musste dies beim Bauherren von den Zimmermännern vierkantig gezimmert werden. Das aber war viel Arbeit. Hatte ein Zimmermannmeister zwei Bauten, so wurde schon im Spätwinter mit dem Zimmern begonnen, damit er dann im Frühjahr, wenn die Maurer mit dem Bau begonnen hatten, auch mit seiner Arbeit soweit voran war.

 Die Torpfosten wie auch die Gartenzaunpfosten wurden ebenfalls von den Zimmerleuten vierkantig gezimmert. Wenn ein Zimmermannmeister 1 - 2 Bauten hatte, gab es für ihn und 2 - 3 Gesellen den ganzen Sommer genug zu tun.

Von 1890 bis um die Jahrhundertwende wurde in Beocin mit dem Bau der Zementfabrik begonnen. Dieselbe wurde dann später immer wieder vergrößert. Zimmerleute und Maurer aus der ganzen Umgebung, aus Tscheb, Palanka, Bulkes und Futog fanden daselbst Arbeit in reichem Maße und für mehrere Jahre.


von Franz Nachbar, Maximiliansau (7. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1978)

17.06.2014

17.06.1919 - Hochzeit in Tscheb

17.06.1919
Hochzeit von Mausner Nikolaus und Magdalena geb. Matteis –
(Eltern von Katharina Mausner verh. Bittermann)

01.06.2014

In Tscheb hots viel Sacha gewe, awr des a noch!"

Die Matuscha ware a großi Musich-Banda, die hen allweil in zwa Wertsheiser gspielt. Unser Ferger-Michl-Vettr hot, wie unser Großvatter fortgezog war uff Erdewik, nochmol a Musich-Banda zammgstellt. Des war ganz bestimmt in de 30er Jahre, im Reiter seim Wertshaus, beim Gmeindihaus üwr dr Weg.

Der Reibl Andres-Vettr hot uff die Musikante vrgeß in seim Heimatbrief im 1976er Jahr. Do hen domols a paar Baurebuwe un a a paar bessri Buwe getanzt. An dem Dag war grad Stellung un no sin die spiele kum, oweds, far die Rekrute. Die hän Märsch gspielt noch und noch. Freilich, die Musikante von dere Kapell hen nar vum Blatt gspielt, net auswendich. Na ja, unser Michl-Vettr, des war jo d"r Macher, net grad nar so dr Kapellmastr, der hot a misse allweil mitspiele, uffm Fliggelharn.

Uff amal hot mr gheert, dass etwas nett gstimmt hot. Ich bin newr dr Musikante uffgwachs, hab schon bissl was verstande. Bin zum Michl-Vettr hie und hab ihm sage welle, dass oner falsch gspielt hot. Der hot mich gar nett redde glost. "Brauchscht mr gar nix sage, ich hab schun ghert" - und frogt sei Bruder, dr. Niklos-Vettr: "Niklos, do hot was net gstimmt, war des uffm S-Klarinett, bei Dir?" Sagt dr Niklos-Vettr: "Ich hab vum Blatt gspielt, wie oft hab ich dr Radetzky-Marsch in meim Lewe schun gspielt, den kann ich auswendich".

"Aha", no frogt dr Michl-Vettr dr Busch-Franz. "Ja, Franz, war des no bei Dir net in Ardnung uffm B-Klarinett?" - "Ja, wieso?", sagt dr Busch-Franz-Vettr. "Ich hab nar vum Blatt gspielt ..." "Was manscht Du Michl?" Ich hab "Aldi Kamerade" gspielt ....

(Von Stefan Ferger, Graz / 8. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1979)

30.05.2014

Kirchweihfest

Im Jahre 1938 - Tscheber Jugend beim
Kirchweihfest im Hof der Gaststätte Adam Karcher. Es spielte die Matuschbanda (Musiker obere Reihe)

28.05.2014

Die Tscheber Donaufischer - Teil 2

Fischer an Land beim Ausbessern (Reparieren) eines Netzes.
Ebenso wie das Anfertigen der Netze (bis zu 30 m Länge) gehörte auch das Ausbessern der Netze
zur Arbeit der Fischer. Da die Netze aus Hanfgarn hergestellt und nicht so stabil waren, mussten
sie häufig ausgebessert werden.
Einmal in der Woche, am Donnerstagmorgen, boten die Fischer auf dem Piaz (Wochenmarkt) an der Kirche in Tscheb selbst ihre Fische an. In der Früh, ab 7.00 Uhr, konnte man dort an den Marktständen schon einkaufen. Die Slowaken kamen  aus Gloczan und boten verschiedenes Gemüse, wie Spinat, Salat, Kartoffeln, Mohn, Nüsse, Wassermelonen, Zuckermelonen u.a.m. an. Aus Begec kamen die Serben mit Paprika, Kraut und allerlei aus Garten und Feld. Auch Haushaltswaren (Töpfe, Geschirr etc.) wurden feilgeboten. Die Tscheber Drechsler verkauften Kochlöffel, Nudelwalker, Nudelbretter, Kartoffelstampfer, Holzschlappen für den Stall und manches andere noch. Unter der Woche kam regelmäßig ein Fischhändler aus Neusatz mit einem motorgetriebenen Boot, an dem ein Kleinkahn hing, an die Donau bei Tscheb. In diesen Kahn, der an den Seiten Löcher hatte, durch die der ständige Wasserstrom Waser durchfließen ließ, kamen die Fische hinein, damit sie lebend blieben. Der Händler kaufte von allen Ortschaften die Fische auf, die nicht verkauft worden waren und transportierte sie auf diese Weise dann frisch zu seinen Kunden. Es waren die Wirtschaften und Hotels in der Stadt.

Eine Redensart in Tscheb war: „In den Monaten, in denen ein ‚r‘ im Monatsnamen vorkommt, soll man Fische essen“, dann sind die Fische gut! Man aß nur frischen Fisch aus der Donau. Die Kühltruhe war noch nicht erfunden. Im Sommer, an der Müllerkerwei, dem Fest der Müller, die an den Donaumühlen Weizen mahlten, wurde an der Donau „Fischpaprikasch“ in hängenden Kesseln gekocht und viele Tscheber kamen dann dorthin zum Essen.

Auch bei anderen Anlässen gingen die Tscheber gerne an die Donau, um das  gute, von den Fischern zubereitete Fischpaprikasch zu genießen. Dafür wurden mindestens sieben Fischsorten verwendet. Die Fischer veranstalteten ihre Feste in eigener Regie an der Donau neben der Tscharda. Im Freien waren dort Tische und Bänke aufgestellt, auf die man sich setzte und es sich in geselliger Runde gutgehen ließ. Im Winter wurde auch gefischt. Dann mussten die Fischer in das Eis Löcher schlagen, in die sie kleinere Netze herabließen. Nach einer Zeit wurden diese mit den Fischen aus dem Wasser auf das Eis gezogen. Es war eine sehr gefährliche, oft lebensbedrohende Arbeit!

27.05.2014

Die Tscheber Donaufischer - Teil 1

Täglich, in den frühen Morgenstunden, gingen die Tscheber Fischer zur Donau an die Tscharda bei Tscheb. Es waren etwa 5-6 Männer, der Guld-Fischer, der Mayer- Fischer, der Trenz-Fischer u.a. Von dort fuhren sie mit ihren Zillen hinaus in ihr Fangrevier, meist Richtung Gloczan - Futok - Neusatz, und warfen ihre großen Wurfnetze aus. Mit viel Geschick konnten die (vorhandenen) Fische mit diesen Netzen sofort eingefangen werden. Gelang dies nicht auf Anhieb, musste der Versuch wiederholt werden, so lange bis genug Fische gefangen waren. Manchmal konnte das lange dauern. Bei den Reusen (Körbe zum Fischfang) musste man warten. Die wurden deshalb auch schon am Vortag gesteckt und am nächsten Morgen geleert. Am Freitagvormittag liefen die Frauen der Fischer (Fischweiwer) mit „Stokarren“ (Schubkarren) durch die Tscheber Gassen und boten die frischen Fische an, die ihre Männer am Morgen gefangen hatten.

Auf einer Seite einer Gasse liefen sie rauf, auf der anderen runter und riefen dabei: „Fiiisch!, Fiiisch! Ribe, Ribe!“ In ihren Körben lagen frisch gefangene Karpfen, Weißfische, Hechte, Aale, „Gareisle“ usw. Nach den „Fiiisch-Rufen“ kamen die Tscheber Hausfrauen mit ihren Schüsseln und Geld aus den Häusern. Je nach Wunsch konnten die Fischerfrauen mit ihren mitgeführten Waagen Gewicht und Fischsorte abwiegen. Dann wurde in den Haushalten Fischpaprikasch (Fischgulasch) gekocht oder es gab ausgebackenen Fisch, oft Karpfen. Beim Durchschnittsbürger war in Tscheb am Freitag „Bohnentag“ (Bohne und Nudel), „narr die bessre Leit henn am Freidag Fisch gess, bloß an Karfreitag henn alli Leit Fisch gess“ so Hans Welsch. Und Katharina Meixner-Heilig weiter: Ebenso gab es an „Adam und Eva“ (24. Dezember) Fisch bei uns zu essen. und Milchbrot (einfacher Hefezopf). Es war nämlich auch ein Fasttag. Die Kinder haben tagsüber oft nur „Blatschguggruz“ (Popcorn) gegessen.

17.05.2014

Persönlichkeiten - Pfarrer Nikolaus Burger

Zum Ehrendomherrn ernannt
"Seine Eminenz Kardinal Dr. Laszlo Lekai, Primas von Ungarn und Erzbischof von Esztergom, hat unseren Landsmann, Pfarrer Nikolaus Burger, am 17. Mai 1981 zum Ehrendomherren von Esztergom ernannt.Esztergom, nordwestlich von Budapest, mit der monumentalen Basilika über der Donau, ist das älteste und bedeutendste Domkapitel Ungarns. Seine Gründung geht zurück auf König Stefan: sie erfolgte um die Jahrhundertwende.

Für Pfr. Nikolaus Burger ist diese Ernennung Ehrung und Verpflichtung, für uns Tscheber Freude und Genugtuung.Pfr. Nikolaus Burger wurde am 02.11.1928 als 2. Kind des Seilermeisters Nikolaus Burger und seiner Frau Anna geb. Nachbar geboren. Damals, an der Wiege in der "Kleinhäuslergasse", wo die Eltern zu jener Zeit noch wohnten, konnte niemand ahnen, welchen Lebensweg dieser kleine Bub noch gehen wird. In Tscheb besuchte er von 1935 bis 1941 die Volksschule beim Tillinger- und Gabs-Lehrer, bei der Dennert-Lehrfrau und schließlich die 6. Klasse beim Direktor Hamann. In der Schule war der sehr lebhafte, gewandte, interessierte und vielseitig begabte kleine Bub - er saß immer in der ersten Bank - stets einer der besten Schüler. Mehrere Jahre war er "Messdiener". Die unbeschwerten Jahre im Heimatdorf waren bald vorbei. Ab 1941 besuchte er in Kalocsa das Gymnasium, das er 1949 mit der Matura abschloss. Damals begann er an der kirchlichen Hochschule in Kalocsa Philosophie und Theologie zu studieren. Das Studium führte ihn weiter nach Szegedin, an die Theologische Akademie Budapest und an die Universität Wien. Am 14. Juni 1954 wurde er zum Priester geweiht. Zwei Jahre hat er dann noch am Päpstlichen Institut für Bibelwissenschaft in Rom studiert. Seit 1969 ist er Pfarrer in Villingendorf.
Nikolaus Burger ist aber auch unser Pfarrer, der Pfarrer aller Tscheber. Wir sind ihm dankbar dafür, dass er alle drei Jahre bei unserem Heimattreffen die Festmesse zelebriert und die zum Nachdenken anregende Festpredigt hält.

16.05.2014

Tscheber Sportlerinnen

Unten von li.: Marisch Allendörfer, Grof Nanschi, Ernst Resi,
oben von li.: Stumpf Leni, Rundag Marie, Grieshaber Marie, Kirsch Hanni