22.08.2014

Von den Bauern in Tscheb - Teil 1

Von den 74 Bauern in den 30er Jahren hatten 65 ihr Auskommen von dem eigenen Boden. Die übrigen 9 Bauern nahmen zusätzlich Feld in Pacht oder bearbeiteten Feld zum halben Ertrag. Großbauern, wie in vielen unserer Nachbardörfer, gab es in :: Tscheb nicht: der reichste Bauer besaß knapp 70 Joch Feld.

In früheren Zeiten erbte den Bauernhof stets der älteste Sohn. Das Anwesen wurde nicht verteilt. Den Eltern verblieb lediglich 1 Joch Feld und ein Stück Weingarten. Der junge Bauer musste an die Eltern "Liebling" abgeben. In der Regel waren das im Jahr 500 kg Weizen, 2 Ferkel, 500 kg Mais als Futter, 1 Klafter Holz und Brechegel zum Heizen sowie Hanf und Salz. Das Feld der Eltern musste er bearbeiten. Den Geschwistern musste er je nach Größe des ererbten Hofes und der Zahl der Geschwister einige hundert Gulden auszahlen. Nach der Jahrhundertwende änderte sich allmählich diese Art der Erbfolge. Das Feld wurde unter die Kinder aufgeteilt. Allerdings erbten die Söhne etwas mehr als die Töchter.

Das Leben der Bauern war durch den Rhythmus der Jahreszeiten geprägt. Es verlief für Generationen jahraus und jahrein in gleicher Weise. Selbst das Festefeiern, Hochzeit, Kirchweih oder Besuche bei Verwandten oder Bekannten in ferneren Dörfern, hatte sich danach zu richten.

Nach einem milden Winter begann die Arbeit schon Ende Februar: Hafer (Hornungshafer) anbauen, Klee, Wicken und Linsen säen, Kukuruz :: setzen, Mist fahren, Hanf anbauen, im Weingarten aufdecken, Stöcke einschlagen, Reben schneiden und anbinden. Im Weingarten war das ganze Jahr über viel zu tun. "Ein Weingarten braucht keinen Herrn, ein Weingarten braucht einen Knecht" sagte man deshalb.

Ab Mai wurde Klee gemäht für Grünfutter und für Heu. Bei der Heuernte Anfang Mai, Ende Juni, Mitte August und manchmal noch im September gab es keine Uhrzeit: Morgens früh oder abends spät, sogar in der Nacht wurde gemäht um den Blätterverlust gering zu halten.

Mit dem Ende des Frühjahrs begann das Rebenspritzen gegen Pernospora. Früher geschah das mit einem Besen aus einem Eimer, in dem gelöschter Kalk in Wasser aufgelöst war. Später gab es die Rebenspritze, die auf dem Rücken durch die Rebenreihen getragen wurde und mittels eines Pumpschwengels über einen Schlauch eine Lösung aus Kanitzl (Blaustein) und Kalk versprühte. Wenn viel Nebel herrschte, musste 6-7mal und öfter gespritzt werden. Vor dem Sprühen waren die Reben zu stützen, zu geizen und 
auszubrechen.

von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)