05.10.2014

Schmieder in Tscheb - Teil 2

Die Ausrüstung einer Schmiede bestand aus Ofen, Blasebalg, Amboss, Hämmer und Zangen. Es gab keine Elektroschweißgeräte oder Autogenschweißapparate, keine Schmirgelmaschinen. Der Stahl musste im Feuer zum Glühen gebracht werden, sodass er geformt und geschweißt werden konnte. Die Nachbehandlung wurde mit der Feile vorgenommen. Die Kunden der Schmiede waren vor allem die Bauern und die Lohnfahrer - die sogenannten Kirjäschler - unseres Dorfes. Aber in jedem Haus wurde mal dieses Stück oder jenes Gerät vom Schmied hergestellt oder repariert.

Die Arbeit und die Arbeitszeit richtete sich nach der Jahreszeit. Im Frühjahr mussten täglich Pflugschare geschärft werden. Im Sommer zur Erntezeit war die meiste Arbeit. Die Wagen waren von früh bis spät unterwegs, die Hitze trocknete das Holz aus, die Wagen und Räder knirschten. An manchen Tagen mussten an vier oder fünf Wagen die Reifen und Ringe aufgezogen werden. War der Sommer vorbei, begann die Arbeit mit dem Hanf. Hanfmesser wurden abgerissen, der Schmied musste sie herrichten. Die Wagen wurden schwer mit Hanf beladen, der zum Rösten an die Hanfwasser gebracht werden musste. Manches Rad und manche Achse bogen sich oder brachen unter der Last. Der Schmied musste sie herrichten. Im Herbst wurden die Stoppelfelder umgeackert. An manchen Abenden hatte der Schmied 40 bis 50 Pflugschare zu schärfen. Inzwischen wurde der Hanf gebrochen. Da wurden zum Schmied die Dulfen gebracht, damit er Bänder an dem Dulfenkopf und an den Dulfenblättern anbrachte. Nun wurde die Arbeit ruhiger. Der Schmied hatte hin und wieder einen Schlitten zu reparieren oder er hat auf Vorrat gearbeitet, Hufeisen geschmiedet und Radnägel angefertigt.

Das ganze Jahr über konnte man den Schmied unter dem Vordach antreffen mit großer Lederschürze in gebückter Haltung mit einem Bauern oder Knecht oder Kirjäschler, bemüht den Huf eines Pferdes zu beschlagen.  Den Stahl und die Kohle haben die Schmieder aus Palanka von Michael Hag bezogen. Für den Doppelzentner Kohle mussten wir etwa 60 - 70 Dinar bezahlen. Das Einkommen der Schmiede war unterschiedlich. Ich schätze, es lag zwischen 10.000 und 20.000 Dinar im Jahr. Die bei der Herrschaft angestellten Schmieder hatten in den frühen Dreißiger Jahren einen Monatslohn von 600 Dinar, der sich später auf über 1.000 Dinar steigerte.

Der Tag des Schmiedes in unserem Dorf  begann oft um 3 oder 1/2 4 Uhr und endete erst um 10 oder 11 Uhr am Abend. Die Arbeit des Schmiedes war schwer und schmutzig, aber vielseitig und interessant. Ich war gerne Schmied in
Tscheb.