29.12.2013

28.12.1936: Der Trommler (Kleinrichter)


Die jungen Frauen von rechts nach links:
Piffath Katharina (mit „Rute“), Lunova Apolonia, Mausner Katharina (mit „Rute“), Balger Eva, Stern Lissi‘
 
Seppl Balger in Tscheb vor dem Stern-Haus am „Unschuldichkindlsdag“ (Tag der unschuldigen Kinder) mit „Vermeldungen vom Gemeindehaus“.  Am Haus ist auf dem Schild der Name STERN zu lesen (Tischlerei in Tscheb in der Hauptgass‘). Mit den Ruten gab es an diesem Tag (der Nachmittag war ein ½ Feiertag) einen Gebrauch: Die Jugend neckte sich untereinander mit dem Spruch: „Frisch und gsund, frisch und gsund, es beißt dich kein Floh und kein Hund“! Dabei machte man sich einen Spaß, indem man mit der Rute auf den Hintern der anderen „haute“.

28.12.2013

1921 - Dr. Gedeon Dundjerski baut die Hanffabrik

Im Sommer 1921 ließ Dr. G. Dundjerski eine moderne Hanffabrik erbauen. Diese wurde zunächst in der Form einer Aktiengesellschaft gegründet, an der der Großgrundbesitzer, mehrere Tscheber Bauern und Dr. Dembitz aus Palanka beteiligt waren.Direktor der Fabrik war der eigentliche Initiator und Planer derselben, Josef Rennert, der vorher als Buchhalter bei der Firma Matthias Bellan arbeitete. Die AG löste sich aber bald auf, Alleininhaber wurde Dr. Dundjerski.

Angeliefert wurde die Hanffabrik mit Rohstängelhanf von einigen Tscheber Bauern und aus der eigenen Landwirtschaft des Besitzers, später nur noch aus dessen Landwirtschaft.Die Fabrik verfügte über ein eigenes gutes Hanfwasser, Dieses befand sich unterhalb der Fabrik in unmittelbarer Nähe . Es war der Rohrgraben, der wie aus einer Quelle aus 20 Meter Tiefe gespeist wurde und gutes, weiches Wasser hatte. Der Großgrundbesitzer hatte immer eine der besten Hanfqualitäten.Viele Händler und "Hanfmacher" kamen, angelockt durch die gute Qualität des Hanfes, nach Tscheb.

27.12.2013

Der Donau-Dammbruch im Jahre 1924

Tscheb und die Donau
"Ich war damals 13 Jahre alt. Ich entsinne mich aber noch sehr gut auf das Geschehene. Es herrschte eine sehr regnerische Zeit. Das Wasser der Donau schwoll von Tag zu Tag. Die Wellen schlugen schon bis zur Mitte des Dammes. Die Gefahr wurde erkannt. So mussten alle, die über ein "Fuhrzeug" verfügten, Dienst tun. Auch Arbeiter wurden herangezogen. Ja, sogar das jugoslawische Militär tat Dienst.
Wir hatten die Aufgabe, Sand und gefüllte Sandsäcke an den Damm zu fahren. Es war 4 - 5 Tage vor dem Dammbruch. Mein Vater sollte mit 2 Wägen Dienst leisten. Da er selbst nicht konnte, musste ich für ihn einspringen. Unser "Knecht" Valo Andris, der aus Glozan stammte, war mit dabei. Man konnte zu dieser Zeit schon feststellen, dass der Damm an mehreren Stellen durchgeweicht war und das Wasser da und dort durchsickerte. Zu diesen Stellen mussten die Sandsäcke gebracht werden. Wir hatten den ganzen Tag über Angst. Die Gefahr, dass der Damm bricht, war handgreiflich nahe. So stand auch ein Hornist bereit, in dem Augenblick Alarm zu blasen, wo die Katastrophe hereinbricht. Wir hatten daher die Anweisung erhalten, in diesem Fall, das "Ried" auf schnellstem Wege zu verlassen.
Der Damm riss dann am 18. Mai 1924 um 7.30 Uhr ein. Es war an einem Sonntag. Die Leute befanden sich im Hochamt. Kaum, dass der Gottesdienst begonnen hatte, erschien in der "Mittelgasse" der berittene Hornist und blies in sein Horn. In der Kirche ertönte ein Ruf: "Der Damm ist eingerissen!" Und die Menschen strömten an allen Türen hinaus. Man hatte Angst, auch das Dorf könnte überflutet werden. Andere eilten noch ins "Ried", um dort zu retten, was noch zu retten war. Meine Eltern hatten dort verhältnismäßig viel Hanf zum Rösten gehabt. Die ganze Familie und alle Taglöhner eilten hinunter. Wir konnten aber kaum noch etwas von dem Hanf retten. Der allermeiste wurde von den Fluten weggerissen. Das Wasser stieg in schneller Eile.
Ich entsinne mich auch noch darauf, dass einige Tage vor dem Bruch des Dammes zwei Pferde in den Fluten ertranken. Es waren dies die Pferde des Bauern Josef Mayer aus der Bauerngasse."

Erlebnisbericht von Paul Erni, Ungarn (aus dem 10.Tscheber Heimatbrief/Dezember 1981)

24.12.2013

Kirchgang zur Tscheber Christmette

„Ja, es war schön an Feiertagen in der alten Heimat, besonders an Weihnachten. Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich als kleines Mädchen mit meinen Eltern zur Christmette ging. Es war grimmig kalt, so dass man den Schnee beim Gehen unter den Füßen krachen hörte und dazu schneite es. Auf dem Wege von meinem Elternhaus bis zur Kirche eilten noch mehrere Menschen in die gleiche Richtung wie wir. Als wir an der Schule vorbei über die Straße auf den Kirchenplatz kamen, herrschte so eine Stille, dass ich den Schnee, welcher auf die Tannen fiel, die neben dem Wege standen, rieseln hörte. Es schien, als wollte man die Stille der heiligen Nacht behüten. Vor der Kirche standen viele Menschen und warteten, bis unsere Heimatglocken mit ihrem herrlichen Klang Mitternacht, die Geburt unseres Christkindes, meldeten. Es war ein Glockenklang, den wohl keiner, der ihn gehört hat, je vergessen kann. Oben, im inneren Teil des Kirchturms, bliesen durch die Jalousien, welche auf jedem Bild unserer Kirche zu sehen sind, zwei Männer - der eine war Peter Scherer, den Namen des anderen Mannes weiß ich nicht mehr - mit ihren Trompeten die schönste Weihnachtsmelodie: „Stille Nacht, heilige Nacht“. Diese herrliche Melodie drang nicht nur in die
dunkle Nacht, sondern auch in die Herzen aller Menschen, welche vor dem Eingang der Kirche standen."
Anna Kozina +

22.12.2013

Eine Begebenheit aus dem vorigen Jahrhundert

Der Bischof hatte sich im Dorf angemeldet, auch die Schule wollt er besuchen. Auf Hochglanz wurde sauber gemacht.Der Lehrer sagte, der Bischof sollte jedes Jahr kommen, damit auch in jedem Jahr so gründlich sauber gemacht werde. Als der Bischof kam, vermisste er Landkarten an der Wand des Klassenzimmers. Er erkundigte sich nach den Karten. Der Lehrer meinte, dass die an jedem Sonntag drüben im Wirtshaus tüchtig gemischt würden. Der Bischof lachte, sagte aber, dass drei Landkarten gekauft werden sollten: Eine von der Batschka, eine von Ungarn und eine von Europa. Da meldete sich einer aus dem Gemeinderat, ein sparsamer Schwabe: "Eine Karte von der Batschka versteh ich, da leben wir ja, eine Karte von Ungarn verstehe ich auch, das ist unser Vaterland, aber wozu brauchen wir eine Karte von Europa? Dorthin kommen unsere Kinder in ihrem ganzen Leben nicht!"
Dass hundert Jahre später seine Nachfahren bis nach Europa und darüber hinaus getrieben werden, konnte der biedere Mann nicht ahnen. Desmol verzehlt der alde Richter, der Ernst Franzvetter, sei Josepp hots ufs Tonband ufgnumm. Die Mariannpäsl hot druff gsagt: "Uff die Dummheide kannsch dich noch erinnere, uf dess, was solsch, nimmer!"lingen)

19.12.2013

Volksschule Tscheb

V.l.n.r. Frau Lilly Dennert, Herr Lehrer Gabs, Mitte Lehrer Hamann, re. Kantorlehrer Stefan Tillinger, Die übrigen drei Frauen sind die serbischen Lehrerinnen Nada Ruza und Jelica.
Lehrer und Lehrerinnen der Volksschule Tscheb, Klassen 1 bis 6, Frau Hengert fehlt, sie war krank.

18.12.2013

Die Tscheber Donaumüller

Eine Donaumühle auf der Donau bei Tscheb Die Mühlen schwammen auf der Donau und sahen einem schwimmenden Haus ähnlich. Die Bauern brachten ihr Getreide aus Tscheb und aus den benachbarten Gemeinden zum Mahlen.
Die Tscheber Donaumüller fuhren mit dem Kahn das Mehl aus der Mühle.Die Mühle stand auf dem Donaustrom, dort wo das Wasser die stärkste Strömung hatte. Mitunter standen bis zu zehn Mühlen im Abstand von 150 Metern auf dem Donaustrom. Die Antriebskraft wurde durch die Strömung mittels eines großen Wasserrades erzeugt. Während der Wintermonate wurden die Mühlen wegen Treibeisgefahr in einen Winterhafen gebracht. Das Wasser erreichte während dieser Zeit seinen Tiefstand, sodass die Mühlen dann manchmal trocken standen. Bei dieser Gelegenheit wurden sie gleich instand gesetzt und produktionsfähig gemacht.

Es geschah auch mal, dass der Winter sehr streng war und das Eis so stark wurde, dass Mühlen, die nicht richtig abgesichert waren, zerquetscht wurden. Es gab dann eine Niederlage (Verlust) für den Mühlenbesitzer. Waren es mehrere Besitzer - wie es oft der Fall war - so war der Schaden für den Einzelnen nicht so groß.

Es gab auch Tote durch ertrinken. Der Müller Welsch und seine Frau sind beim Mehltransport ertrunken. Josef Weiß ist - wie einige andere Tscheber Donaumüller, deren Namen mir nicht bekannt sind - auch in der Donau ertrunken.

von Josef Seider (+), Limburgerhof (24. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1995)

17.12.2013

1911 - Gesellige Runde beim Frühschoppen

Von links nach rechts: Stefan Lunowa, Mathias Meixner, Michael Wenzler, Josef Balger, Mathias Stern, Nikolaus Mausner, Michael Hausperger und Josef Gol

13.12.2013

Kolonialwarengeschäft in Tscheb

Peter Majer vor seinem Kolonialwarengeschäft in der Mittelgasse. Dort gab es Stoffe und Lebensmittel.

10.12.2013

Richtfest bei der Ring-Ofen-Ziegelei Josef Erni 1924/26.

Auf dem Bind sind  jene zu sehen, die Ringofen finanzierten, planten und bauten. Einige Anwesende: Trenz Josef, Allendörfer Theresia, Haditsch Frenzi, Isemann Franz, Jantschenitsch Anna, L. Beck Andreas, Bittermanns Lissi, Wenzl Franz, Jäger-Stevo u. Ljubinka, Haditsch Eva u. Franz, Beck Hans,Maurer, Tillinger Niklos, Suhaneck Toni,Fischer, Morsch Juri, Scherl Juri, Zimmermann, Erni Josef und Frau Anna, Prohert Magdalena, Trenz Schmied, Franz u. Andreas Haditsch, Tillinger Lispesl. Bei diesem Anlass kochte der Suhaneck Toni Fischpaprikasch.

08.12.2013

Kirchweihgast

Wie ich schon mal sagte, mein Vater hatte viel Humor. So war mal eine Freundin "Kirchweihgast" bei uns. Vater nötigte sie: "Essen Sie doch! Nehmen Sie wie zu Hause, nur etwas weniger"!

Als meine Eltern GOLDENE HOCHZEIT feierten, hatten wir liebe Gäste aus Voprovac. Es war Käthe Hinger und meine zukünftige Schwägerin Gizi. Beide kamen, damit sie das Fest in der Kirche an Orgel und Gesang feierlich gestalten.

Es folgten Regentage. Eine Frau traf meinen Vater (eine Nénike - kommt aus dem Ungarischen und bedeutet so viel wie Bäsl) und fragte: "Na, sind die Gäste fort Hamanbatschi?" Vater gab zur Antwort: "Ach nein! Ich geh jeden Abend in den Hof und sage Herrgott, hast Du noch keine Gäste gehabt?" Die Gäste waren nämlich mit dem Fahrrad gekommen. So verkehrten wir damals: Mit dem Rad zur Eisenbahn, das Rad auf den Zug, bei der Endstation herunter und bis Tscheb 10 - 12 km - mit dem Fahrrad.

Wegen des Regens konnten die Gäste ja nicht heimfahren. Aber wir hatten sie sehr gerne zu Gast.

05.12.2013

1919 - Der Tscheber Prof. Dr. Jakob Bleyer wird Minister in Budapest

In Tscheb (damals Südungarn) stand das Geburtshaus von Universitäts-Professor Dr. Jakob Bleyer. Er kam am 25. Januar 1874 als Kind der Bauersleute Jakob Bleyer und Veronika, geb. Stern, zur Welt.

Vom Pfarrer und Kantorlehrer als begabter Bub erkannt wird er elfjährig zuerst nach Neusatz (Novisad) und ein Jahr später ans Jesuitengymnasium nach Kalotscha geschickt. Er schrieb damals schon deutsche Gedichte und Erzählungen, die auch veröffentlicht wurden. Nach Abwendung vom Theologiestudium studierte er an der Universität Budapest Gemanistik, lehrte nach Erlangung des Doktorhutes einige Jahre an den Oberschulen in Budapest und Ödenburg.1908 wurde er als ordentlicher Professor an die Siebenbürgische Universität Klausenburg und 1911 nach Budapest berufen. Sein wissenschaftliches Hauptanliegen sah er darin, die Zusammenhänge zwischen deutscher und ungarischer Kultur systematisch zu erforschen. Er wies an vielen Beispielen nach, dass der deutsche Kulturstrom nach Südosteuropa, vor allem nach Ungarn, über Wien geflossen ist. Die Sorge um sein schwäbisches Volk machte ihn ganz zum deutschen Politiker. 1919 wurde er zum Nationalitäten-Minister im ungarischen Parlament in Budapest ernannt. Der große Christ Prof. Dr. Bleyer setzte sich leidenschaftlich für die Gewährung echter Minderheitsrechte, in besonderem Maße für seine donauschwäbischen Landsleute in Ungarn ein. Er starb am 5. Dezember 1933 in Budapest.Bleyers Ahnen stammen aus Au im Murgtal, wo am Auswandererhaus ein Gedenkstein angebracht wurde. Bleyer wurde zum Ehrenbürger von Au und zum Ehrendoktor der Universität Tübingen ernannt.

(Textauszüge aus dem 3. und 15. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1974/1986).

04.12.2013

03.12.2013

Mittelgasse im Winter

Die Mittelgasse im Winter mit dem Gasthaus von Trommler/Kleinrichter Adam Karcher, dem Laden von Stefan Slamma und (im Hintergrund) das Haus der Familie Belan.

01.12.2013

1914 - Das Gemeindehaus von Tscheb


Das Foto zeigt das im Jahre 1914 erbaute prachtvolle Gemeindehaus - Rathaus - von Tscheb (im Vordergrund Kleinrichter Beck Michel ca. 1880). Angeregt wurde die Gemeindeverwaltung zu diesem Bau von Notar Desider Szalay. Das Gelände erwarb die Gemeinde Tscheb von Lazar Dundjerski 1913 für 30.000 Kronen. Die Planung geht auf den staatl. Bauing. Bence Bela zurück. Die Bauleitung hatte der Architekt Josef Hiehl aus Palanka inne. Die Baukosten betrugen 91.435 Kronen.

29.11.2013

Tscheber Schauspieler



Tscheber Schauspieler. Hamann-Lehrer studierte einmal jährlich mit der Jugend ein Theaterstück ein. Damals trugen die Mädchen noch die Tscheber Tracht, doch zu der Aufführung dieses Stücks trugen sie Kleider.

28.11.2013

Tschewrisch grett

Bumbernuss: sehr harte Nusssorte
Bummerannsche: Orangen
Bunda: langer dicker Schafspelzumhang (Mantel)
Buschtur: Gestalt, Körperform
Bussam: die weibliche Brust, Busen
Bussl: Kuss, Küsschen
Busserl: kleines häufchenförmiges Gebäck
bussle: viele kleine Küsschen geben
Butze: Apfelkernstück (Rest vom Apfel)
Bippe: Hahnen für das Weinfass
Botzemann: Stoffpuppe im Freien gegen Vögel
Backsimpl: Form zum Backen für Brot

26.11.2013

26.11.1941: Hochzeit in Tscheb

Mausner Katharina/Bittermann Stefan, Puss Anna/Haditsch Franz, Piffath Katharina/Karcher Steffi, das Hochzeitspaar Konrad und Veronika Schmidt geb. Isemann, Stern Elisabeth, Schmidt Josef, Karcher Georg, Karcher Theresia
 26.11.1941: Hochzeit von Schmidt Konrad und Veronika geb. Isemann mit Kränzljungfern und Begleitung

25.11.2013

Turnergruppe vor dem Pfarrhaus

Vorführung einer Turnergruppe vor dem Pfarrhaus. Es war die Schuljugend. Mit ihnen übte Hamann-Lehrer verschiedene vorgeschriebene Übungen. Er ging mit der Gruppe auch in andere Dörfer oder andere Gruppen kamen nach Tscheb

22.11.2013

Tschewrisch grett

Bische gehn = auf den „Topf gehen“ (Babysprache)
Blafohn = Zimmerdecke, Plafond
Bluzzer = Trinkbehälter aus Ton, der im Sommer mitgenommen wurde auf das Feld, um Trinkbares kühl aufzubewahren (auch scherzhaft oder abwertend zum Kopf – „dicker Bluzzer“)
Dalmols =  manchmal
Depsie = rechteckiger Behälter mit Henkeln und mit hohen Seitenrändern, Art Kasserolle
Dreegl =  kleiner Trog
Erdabteil = Erdgeschoss
Fetze = Fetzen, Lumpen
Gelse = Schnake
Geize = Rebentrieb

17.11.2013

Das Lauber-Geschäft

Markus Lauber mit seinem Motorrad vor seinem Geschäft
Das Lauber-Geschäft (vormals das Belan-Geschäft) in der oberen Mittelgasse.

16.11.2013

Tscheber Fußballverein

1941/42 v.l.n.r. oben: Hans Meixner, Stefan Karcher, Stefan Bittermann, Karl Tiefenbach,
Anton Hubert, Toni Werner, Franz Haditsch, ganz rechts unbekannt.
Unten: Andreas Mayer, Urban, Georg Meixner
Über den 1928 gegründeten Fußballverein wurde von unserem Pfarrer in seinem Buch und auch von Herrn Josef Hubert ausführlich berichtet. In beiden Berichten vermisse ich eine Erwähnung des zweiten Fußballklubs, den es auch gab. Ich war zu dieser Zeit noch viel zu jung, also kann ich nur mutmaßen, wie es zu dieser Abspaltung vom alten C.O.S.K.(Cibski-Omladinski-Sport-Klub) kam. Viele der damaligen jungen Burschen waren der Straßenfußball-Liga entwachsen. Die Schulzeit war zu Ende, Fußball war Volkssport Nr. 1, auch in unserem Dorf. Immer nur Reservist sein wollte man auch nicht. Deshalb die Neugründung. Der Sportplatz und vermutlich das Vereinsheim war an und in der Tscharda der Familie Haditsch. Der Korrektheit wegen sei noch erwähnt, dass viele der jungen Burschen sich daran störten, dass man das Zeichen des größeren Sport-Klubs von C.O.S.K. auf der Brust gegen das neue Nationalzeichen damaliger Zeit tauschte.  Es wurden nur Freundschafts- und keine Meisterschaftsspiele ausgetragen. Trainiert wurde die Mannschaft von Herrn P. Nikolic. 1943 und 1944 wurden die meisten Spieler eingezogen. Viele haben den Krieg nicht überlebt. Die Kriegs- und Wahnwelt der damaligen nationalsozialistischen Zeit hat die Eigenwelt des Fußballsports in unserem donauschwäbischen Dorf endgültig verschlungen.
von Hans Grieshaber, Vierkirchen (Tschber Heimatbrief Nr. 38/Dezember 2009)

12.11.2013

Tscheber Feuerwehr


Der Tscheber Feuerwehrverein bekam eine neue Spritze. Hamann Johann, Kommandant, hielt bei der Feierlichkeit die Ansprache. Seine Töchter mussten schon um 4.00 Uhr in der Früh die Spritze mit Blumen schmücken.
Der Feuerwehrverein wurde 1894 gegründet. Der erste Kommandant war Mathias Kekezovic, damals Notar in Glozan. Für die Wohlfahrt der Gemeinde war dies ein wichtiger und nützlicher Verein. Sein Wahlspruch hieß: "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr". Der Verein bestand aus unterstützenden Mitgliedern und Aktiven. Die Aktiven waren mit einer Uniform ausgerüstet, die aus blauer Montur, Stahlhelm, Koppel mit Schloss und dem Beil im Riemenzug bestand. Das schönste Erlebnis für uns Buben war, wenn wir zu Ostern beim Anmarsch der Feuerwerh nebenher traben konnten. Meines Wissens war damals Mathias Bellan Oberkommandant, sein Stellvertreter war Bellan Joschka. Er führte das Chor an, denn Mathias trat nur finanziell in Aktion. Nach dem Weltkrieg musste der Feuerwehrverein umorganisiert werden. Damals wurde auch Johann Hamann Kommandant und Nikolaus Schmidt Stellvertreter. Als Kommandosprache wurde weiterhin Deutsch beibehalten.Von den slawischen Mitbürgern war keiner aktives Mitglied im Verein.Zur Ausrüstung der Feuerwehr gehörten zwei Spritzen mit Hebelpumpen, Schläuche und Leitern. Das Spritzenhaus war Teil des Stierstalls der Herrschaft, neben der neuen Schule. Von dort mussten die Geräte von Pferden zur Brandstelle gekarrt werden. Glücklicherweise war dies nicht oft erforderlich. Viel schöner waren die geselligen Einsätze der Feuerwehr. Sie marschierte mit Marschmusik an kirchlichen Festtagen einher, und sie sorgte mit ihrem Ball für den Höhepunkt des Faschings. Meine Meinung über diesen Verein war immer: "Es ist schöner und besser die Feuerwehr ist arbeitslos und gibt einen Ball als umgekehrt".

09.11.2013

Die Mattusch-Banda

Die Mattusch-Banda
Die älteste, bekannte Musikkapelle in Tscheb war die Mattusch-Kapelle, auch "Mattusch-Banda" genannt. Sie bestand schon Ende des vorigen Jahrhunderts. war eine Blas- und Streichkapelle, spielte auch Kirchenmusik und an den hohen Tagen des Lebens, wie an Hochzeiten und Beerdigungen. Gelegentlich auch in den Nachbargemeinden. Das war in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Im Jahr 1903 wurde Nikolaus Reibl, der Bruder von Andreas Reibl, damals 13 Jahre und Hans Mattusch, 12 Jahre, anlässlich eines hohen Besuches in das Kastell gerufen, um mit einem Musikstück aufzuwarten. Hans Mattusch war Klarinettist, Nikolaus Reibl Trompeter. Als Belohnung bekam Mattusch 5 und Reibl 3 Kronen geschenkt. Die beiden Jungs aber wurden vorher von dem Kapellmeister Jakob Mattusch (der auch der Gründer und langjährige Dirigent war) unterrichtet. Er hatte das "Musikmachen" von dem hochgeschätzten damaligen Kantorlehrer von Tscheb, Lorenz Mayer, erlernt. Beim Militär, wo Mattusch in der Militärkapelle mitwirkte, konnte er sich weiterbilden. Die Notenbücher, die er nach seiner Pensionierung schrieb, überließ er 1910/11 der Kapelle. Eines davon befindet sich heute im Besitz der Familie Reibl. Es enthält u.a. auch Kompositionen von ihm selbst, wie "Jünglings-Verein-Marsch", die "Hop-sa-sa-Tra-la-la-Po

 Der Tscheber Andreas Reibl sen., der selbst Musiker war, schrieb im 5. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1976 den Artikel "Die Tscheber Musikanten". Dabei erinnerte er sich:  "Ein besonderer Anlass war es, als König Alexander nach Tscheb kam, um der Familie Dundjerski einen Besuch abzustatten, wobei wir (die Mattusch-Kapelle) dem hohen Gast einen musikalischen Empfangsgruß an der Donau entbieten durften. Ich erinnere mich noch genau, es war sehr spät und dunkel geworden, als der König per Schiff eintraf". Und weiter: "Bei weltlichen Anlässen, außer zum Tanz, spielten die Kapellen vor allem an Silvester beim Pfarrer, Notar, Richter und Geschworenen auf. Noch häufiger aber galt es bei Namenstagen zu spielen. Am schlimmsten war es an "Josefi": Da musste sich die Kapelle teilen, denn es gab so viele mit dem Namen "Josef" in Tscheb, die aufgespielt haben wollten! Nach dem 1. Weltkrieg sehnten sich die Leute direkt nach der Musik. Der geringste Anlass, wie z.. B. wenn einer eine Kuh gekauft, einen Rosshandel gut getätigt hatte oder ein Kartenspiel gewann, wurde wahrgenommen, die Kapelle zu bestellen. An anderer Stelle ist zu lesen: ... wenn die Feuerwehr bei ihrem Ball oder am Sonntag nach Ostern auf die Tscharda zum Karcher Adam ausmarschierte und dort 2 -3 Fass Bier "ausgloffe sinn", die aus der Gemeindekasse beglichen wurden. Oder wenn wir am Ostermontag und am Pfingstmontag auf der Tscharda beim Karcher Adam und beim Erni Josef zum Tanz aufspielten. Ebenso schön war es bei der "Müller-Kerweih" (Kirchweih), am Sonntag nach dem Fest des hl. Johannes Nepomuk, im Mai an der Donau. Besonders in der früheren Zeit, als es noch eine ganze Reihe Donaumühlen gab und die alten Müller noch lebten. Was an dem Tag "die Gorgl nunr gang is, mit dem hätt ma a Donaumühl a Jahr lang treiwe kenne!"

08.11.2013

Kaplan Josef Eichinger mit den großen Muttergottesmädchen

von links nach rechts: Balger Eva, Burger Magdalena, Ams Katharina, Stern Lissi, Stamm Nanni, Lunova Apolonia, Morsch Lenka, Mausner Katharina, Piffath Katharina und den kleinen Muttergottesmädchen
von links nach rechts: Zernberger Maria, Balger Anna, dahinter Lunova Rosalia,?, Meixner Resi , Erni Kattusch, Kaplan Eichinger, Grieshaber Vroni, dahinter?, daneben Isemann Anna, dahinter Weiss Marisch, Gillich Lenka, Noppert Theresia, Im Hintergrund, die Fahne haltend, Vorsteherin Susanna Mausner (Muttergottesmutter)

07.11.2013

Tscheber Anekdoten

Auch vom "größten Tscheber" eine kurze Geschichte: Als Dr. Jakob Bleyer noch ein Knirpsle war, gab es sehr viele Zwiebeln. Da meinte die Mutter: "Man könnte verkaufen, aber wer geht damit auf den Wochenmarkt?" Da meldete sich das Söhnlein: "Ich geh! Nun, der Preis? Mutter sagte: "Verlangscht halt 2 Dinar" (es waren damals keine Dinar, aber ich weiß nicht welches Geld bei uns war). Gut. Er ging. Als der erste Kunde fragte: "Was koschte die Zwiefl?" antwortete Jakob: "Ha, 2 Dinar, wenn Ihr nett welle, noh 1 Dinar". (Die Annekdote stammt aus dem 35. Tscheber Heimatbrief/Dezember 2006 - eingesandt von Frau Maria Kis, Celarevo.)

06.11.2013

Tscheber Bäckereien

In der Backstube bei Ernstbeck
Um die Jahrhundertwende gab es in Tscheb drei Bäckereien (Kaspar Döllinger, Karl Knöfel und ein serbischer Bäcker). Nach 1920 gab es nur noch zwei Bäckereien (K. Döllinger u. Fam. Mallog). 1924 eröffnete Johann Döllinger (Sohn des Kaspar Döllinger) eine Bäckerei in der Bukiner Gasse im Hause von Lunowa-Binder. Er starb nach einigen Monaten mit 24 Jahren. Danach wurde die Bäckerei mehrmals verpachtet.

In den Jahren 1926-28 entstanden zwei neue Bäckereien. Andreas Ernst richtete seinem Sohn Adam, der ein junger Bäckermeister war, in der Hauptgasse eine Bäckerei ein. Sie wurde zur bestgehendsten in Tscheb. Die andere eröffnete Franz Hubert zunächst im elterlichen Haus und dann im Hause neben Groh-Drechsler. In den folgenden Jahren wurden von Friedrich Lackner, der seine Gesellenjahre bei Ernstbeck und Hubert verbrachte, und von Heinrich Wenzl Bäckereien eingerichtet. Der nächste Bäcker, der ein Geschäft eröffnete, war Josef Reit. Dies dürfte 1937-38 gewesen sein. Von 1940-42 führte Hans Döllinger die Bäckerei seines verstorbenen Vaters (zunächst unter dem Namen H. Wenzl und nach Ablegung der Meisterprüfung unter seinem eigenen Namen).
1940 gab es sechs Bäckereien in Tscheb.

Die Zeit der Lehre eines Bäckers betrug 3 - 4 Jahre. Bei einer 3jährigen Lehrzeit bekam der Lehrling Wohnung und Verpflegung, bei 4 Jahren auch Kleidung. Für die Lehrlinge gab es damals noch keine festgesetzte Arbeitszeit. Wenn dennoch so viele dieses Handwerk erlernen wollten, so lag das in der Strebsamkeit der Tscheber Jungen, denn jeder wollte ein Fach haben und keiner ein Knecht sein. Nach der Lehrzeit begaben sich, vor allem früher, die frischgebackenen Bäcker nach Budapest und Wien, um ihre Kenntnisse zu vervollkommnen. Gebacken wurde in den Tscheber Backstuben an den Werktagen Brot und Hausbrot. An Sonn- :: und Feiertagen Kipfl, Semmeln und in der Winterzeit Brezeln. "Bach" wurde an Sonn- und Feiertagen von den Lehrbuben und anderen Jungen je Bäcker ausgetragen und verkauft. Die Leute schliefen manchmal noch und schon wurde an allen Ecken "gephäbelt" .Wenn man überlegt, dass von sechs Bäckereien an einem Sonntag etwa 3.500 Stück "Bach" bei einer Einwohnerzahl von etwa 3000 Personen verkauft wurden, dann heißt das doch, dass mehr als ein Stück von einer Person verzehrt wurde.
von Hans Döllinger -(2. Tscheber Heimatbrief Dezember 1973)

05.11.2013

Tscheber Kirche

Tscheber Kirche
Der tiefgläubige Grund- und Patronatsherr Josef Polimberger ließ 1922 in Tscheb eine "majestätische" Kirche, die Maria Himmelfahrt Kirche, erbauen. Sie ist so geräumig, dass 1000 Personen genügend Platz darin haben und für 500 die Sitzplätze ausreichen.  Die Pläne ließ er durch den Budapester Architekten Josef Dietrich entwerfen. Baumeister war Gottfried Hensch. Ihre feierliche Weihe erhielt die Kirche am 15. Oktober 1822 durch den Propstpfarrer Franz Wagner aus Zombor.
Die "Vereinigte Ofner-Pester Zeitung" (Budapest) Nr. 87 vom 31. Oktober 1922 brachte darüber einen umfassenden Bericht (hier Auszüge): Cseb (Bacser Comitat) 16. Oktober 1822. Gestern wurde allhier die neuerbaute römisch-katholische Kirche mit den üblichen Zeremonien, im Beiseyn einer überaus großen, andachtsvollen und frohen Menge aller Stände aufs feyerlichste eingeweiht. Erster Pfarrer an dieser schönen, 18 Klafter langen und 8 Klafter breiten Kirche war der hochehrwürdigste, verehrtese Hr. Anton v. Himmelberg. Nach beendigten kirchlichen Solemnitäten gab Hr. Joseph v. Polimberger, Gerichtstafel-Beisitzer mehrerer löbl. Comitate und d.Z. Pfandbesitzer von Cseb, den Honoratioren der versammelten Gäste ein glänzendes Gastmahl von 150 Gedecken; überdies bewirtete er im Gemeindehause 24 Gemeindeälteste zu Mittage und Abends mit einer reichlichen Mahlzeit; und den Übrigen der Gemeinde ließ er zur Erhöhung ihrer Festlichkeit zehn Eimer Wein (280 L.) reichen. Bei der festlichen Tafel wurden dankbare Toasts auf das hohe Wohlseyn Sr. Maj. des Kaisers und Königs und des gesamten Kaiserhauses Österreich ausgebracht; Abends war herrliche Illumination und freudenvoller Ball.

Unser Tscheb

"Unser Tscheb mit etwa 2700 Einwohnern, mit über 500 Häusern, mit einer Hottergröße von fast 5800 Joch war kein Bauerndorf. Die Tscheber waren Handwerker, Fabrikarbeiter, Taglöhner, Fuhrwerker, Kaufleute, Angestellte, Lehrer, Polizisten, Lieblinger, Knechte und - in den letzten Jahren - noch 74 Bauernfamilien."
Franz Ernst (+), München