27.12.2013

Der Donau-Dammbruch im Jahre 1924

Tscheb und die Donau
"Ich war damals 13 Jahre alt. Ich entsinne mich aber noch sehr gut auf das Geschehene. Es herrschte eine sehr regnerische Zeit. Das Wasser der Donau schwoll von Tag zu Tag. Die Wellen schlugen schon bis zur Mitte des Dammes. Die Gefahr wurde erkannt. So mussten alle, die über ein "Fuhrzeug" verfügten, Dienst tun. Auch Arbeiter wurden herangezogen. Ja, sogar das jugoslawische Militär tat Dienst.
Wir hatten die Aufgabe, Sand und gefüllte Sandsäcke an den Damm zu fahren. Es war 4 - 5 Tage vor dem Dammbruch. Mein Vater sollte mit 2 Wägen Dienst leisten. Da er selbst nicht konnte, musste ich für ihn einspringen. Unser "Knecht" Valo Andris, der aus Glozan stammte, war mit dabei. Man konnte zu dieser Zeit schon feststellen, dass der Damm an mehreren Stellen durchgeweicht war und das Wasser da und dort durchsickerte. Zu diesen Stellen mussten die Sandsäcke gebracht werden. Wir hatten den ganzen Tag über Angst. Die Gefahr, dass der Damm bricht, war handgreiflich nahe. So stand auch ein Hornist bereit, in dem Augenblick Alarm zu blasen, wo die Katastrophe hereinbricht. Wir hatten daher die Anweisung erhalten, in diesem Fall, das "Ried" auf schnellstem Wege zu verlassen.
Der Damm riss dann am 18. Mai 1924 um 7.30 Uhr ein. Es war an einem Sonntag. Die Leute befanden sich im Hochamt. Kaum, dass der Gottesdienst begonnen hatte, erschien in der "Mittelgasse" der berittene Hornist und blies in sein Horn. In der Kirche ertönte ein Ruf: "Der Damm ist eingerissen!" Und die Menschen strömten an allen Türen hinaus. Man hatte Angst, auch das Dorf könnte überflutet werden. Andere eilten noch ins "Ried", um dort zu retten, was noch zu retten war. Meine Eltern hatten dort verhältnismäßig viel Hanf zum Rösten gehabt. Die ganze Familie und alle Taglöhner eilten hinunter. Wir konnten aber kaum noch etwas von dem Hanf retten. Der allermeiste wurde von den Fluten weggerissen. Das Wasser stieg in schneller Eile.
Ich entsinne mich auch noch darauf, dass einige Tage vor dem Bruch des Dammes zwei Pferde in den Fluten ertranken. Es waren dies die Pferde des Bauern Josef Mayer aus der Bauerngasse."

Erlebnisbericht von Paul Erni, Ungarn (aus dem 10.Tscheber Heimatbrief/Dezember 1981)