Es gab im Laufe der Zeit vieles in Tscheb, ja sogar die Borbaschen. Aber viel früher als all die neuen Strömungen, nämlich bereits im Jahre 1920, gab es den "Schwäbisch-Deutschen Kulturbund".
Die Tscheber machten also mit, als es offensichtlich wurde, dass die Serben, die den Minderheiten versprochenen Minderheitsrechte gemäß Artikel 51 des Vertrages von St. Germain vom 10.09.1919, nicht gewähren wollten. Georg Graßl gründete am 20.06.1920 in Neusatz den "Schwäbisch-Deutschen Kulturbund". Die 600 000 Deutschen in Jugoslawien erhielten damit den Rahmen, in dem sie ihre kulturellen, schulischen und sozialen Belange wahrnehmen konnten. 1920, bei der Gründung, konnten 97 Ortsgruppen errichtet werden und Tscheb war eine davon. Der 1. Obmann hieß Josef Trenz.
Die jugoslawische Behörde verhielt sich aber immer ablehnend. Als 1924 bereits 128 Ortsgruppen bestanden, wurde der Kulturbund verboten. Er lebte aber wieder auf und wurde nochmals verboten.
Im Jahre 1931 beim dritten Aufbau gab es nur 13 Ortsgruppen, aber Tscheb war wieder dabei. In dieser Zeit fing ich an, die Heimatabende zu besuchen. Abgehalten wurden diese im reiterschen Gasthaus. Der Heimabendleiter war Josef Gillich, der Gärtner.
Welch ein Unterschied. Aus der Schule kannten wir nur die Sokol-Lieder und nun die wunderschönen alten deutschen Volkslieder. Einen Schrank voll deutscher Bücher gab es natürlich auch. Der Bibliothekar war der Trenz Matz. Einmal wurde sogar ein öffentlicher Turnabend veranstaltet zu Ehren von Dr. Jakob Bleyer. Er war damals unser Ehrengast.
Die Rechtsunsicherheit gegenüber der Behörde brachte danach eine flaue Zeit. Die Leute fürchteten sich. Aber unsere Tätigkeit hörte nie ganz auf. Heimabende mit Liedern und Vorlesungen gab es immer. Mit Hingebung wurden auch Volkstänze eingeübt und oft anders getanzt als die Musik spielte. Wir hatten Blockflöten mit Gitarrenbegleitung. Vor lauter Ärger zerbrach ich einmal sogar meine Gitarre.
Als dann gegen Ende der vierziger Jahre die Erneuerungsbewegung die alte Kulturbundführung ablöste, ging es auch in Tscheb wieder lebhafter zu. Man wollte verstärkt um die Erhaltung des Volkstums eintreten. Der Initiator in Tscheb war Edmund Dennert. Als Jura-Student hatte er nicht nur das nötige Wissen, sondern auch Erfahrung mit der Behörde. Er war unglaublich dynamisch und ein prima Kamerad. Leider ließen ihn die Serben nicht hochkommen. Unser Obmann war damals für kurze Zeit der Andreas Stumpf, der Korbflechter.