25.01.2014

Persönlichkeiten - Professor Dr. Jakob Bleyer

Professor Dr. Jakob Bleyer
geb. 25.01.1874 in Tscheb - gest. am 05.12.1933 in Budapest
Jakob Bleyer kam am 25. Januar 1874 in Tscheb, damals Südungarn, als Kind der Bauersleute Jakob und Veronika, geb. Stern, zur Welt. Er besuchte die Volksschule in Tscheb, wurde von dem Ortsgeistlichen Karl Werner und dem Kantorlehrer Lorenz Mayer als begabter Junge erkannt und für den geistlichen Beruf empfohlen. Seite Eltern schickten ihn 1885 an das Gymnasium nach Neusatz und ein Jahr später an das Jesuiten-Gymnasium nach Kalotscha. Schon als Gymnasiast schrieb er deutsche Gedichte und Erzählungen, die auch veröffentlicht wurden. Bleyer bestand : mit ausgezeichnetem Erfolg 1893 in Kalotscha das Abitur. Danach schlug er die wissentschaftliche Laufbahn ein. Er wurde Professor für Germanistik in Klausenburg (1908) und erhielt einen Lehrstuhl in Budapest (1911), den er bis zu seinem Tode innehatte. Sein wissenschaftliches Interesse galt besonders den deutsch-ungarischen Beziehungen in der Literatur. Auf ihn gehen die Anfänge der deutschen Südostforschungen zurück. Auf Grund seiner vielfältigen Tätigkeiten wurde Bleyer als Nationalitätenminister berufen. (Text auszugsweise dem 15. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1986 und dem 32. Heimatbrief/Dezember 2003 entnommen).

Die schönste Sinngebung und Deutung seines Lebenswerkes schrieb er selbst während des Ersten Weltkrieges in sein Tagebuch: "Im Sommer war ich in meiner Heimatkirche (Tscheb), und da kam in das Hochamt eine fromme Prozession von Frauen, gebrechlichen Männern und Kindern aus dem benachbarten Schwabendorf. Sie sangen uralte geistliche Lieder, die sie aus der Urheimat mitgebracht hatten und in Zeiten höchster Not zu singen pflegten. Der Gesang kam aus tiefster Seele: "Wir bluten aus tausend Wunden und ohne Ahnung dessen, worum es sich handelt und worum es für uns geht. Wir haben Vorgesetzte, geistliche und weltliche, aber wir haben niemand, der uns Freund ist, der unser Herz, unser deutsches Kolonistenherz betastete und mit Trostworten labte, der uns in der Gefahr ein Beistand, in der Sorge ein Wegweiser wäre". Da habe ich dieses arme Volk, das ärmste in unserem ungarischen Vaterlande, wie eine Braut an mein Herz gedrückt. Du bleibst mein und ich dein!" : Professor Dr. Jakob Bleyer gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die das Donauschwabentum in seiner fast 300jährigen Geschichte hervorgebracht hat. Sein Lebenswerk galt der Festigung des deutschen Volkstums in Ungarn. Er starb m 5. Dezember 1933 in Budapest. : Bleyers Ahnen stammen aus Au im Murgtal, wo am Auswandererhaus ein Gedenkstein angebracht wurde. Bleyer wurde zum Ehrenbürger von Au und zum Ehrendoktor der Universität Tübingen ernannt. Der Gedenkstein aus Murgtaler Granit, der 1937 an seinem Grab auf dem Kerespeser Friedhof in Budapest errichtet wurde, überlebte die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn nicht, er wurde nach 1945 zerstört.