19.01.2014

Bauhandwerk in Tscheb

Unsere Ahnen waren ja alles in einer Person, so Bauer, Eigentümer, Bauherr und Handwerker. Für den Hausbau kamen bodenständige Baumaterialien wie Lehm, Holz, Schilfrohr und spezielles Stroh zur Verwendung. Früher sagte man "das Handwerk hat goldenen Boden" und das zu Recht. Gerade in Tscheb, besonders im Bauhandwerk - wie Maurer, Zimmerer, Spengler, Tischler, Maler und auch Schmiede. Noch heute, nach vielen Jahrzehnten - dazwischen liegen zwei große Kriege - muss man unseren Bauhanderkern volle Anerkennung für ihr Können und ihren Fleiß zollen. Denn unsere zum Teil aus Erde und Lehm gestampften Häuser haben vielen Einflüssen standgehalten, sie stehen heute noch.

Solide Handwerksarbeit dokumentiert die Entwicklungsphase des gesamten Baugeschehens bis zum Kriegsausbruch 1914 und weiter von 1919 bis zu unserer Vertreibung. Harmonie und Gleichklang finden wir an allen unseren Häusern. Da standen sie und stehen sie zum Teil auch jetzt noch friedlich nebeneinander, ohne zu stören und selbstverständlich zur Einheit gebunden. Beachtung finden und verdienen die vielen alten Bauernhäuser in der Mittel- und Bauerngasse, gebaut noch weit vor der Jahrhundertwende in ihrem schönen Barockstil, sowie die Gestaltung der Giebelansichten (Gassenfront) mit Klinkerziegeln um 1900-1910.

Mit dem Bauhandwerk waren viele Familien verbunden. Man konnte leicht feststellen, welcher Maurer oder Zimmermann oder Tischler die jeweiligen Arbeiten durchgeführt hat, u.a. Maurer: Istvan, Maier, Schwindel, Jancenic und Ferger und Zimmerleute: Fahr, Gruber, Scherl, Karcher und viele andere.

Viele Buben strebten an, nach der Schulentlassung mit dem Einvernehmen ihrer Eltern das Maurer- oder Zimmermannshandwerk zu erlernen, da die Lehrlinge in ihrer Lehrzeit für ihre Arbeitsleistung entlohnt wurden, was in verschiedenen anderen Berufen leider nicht der Fall war.

Bald nach dem ersten Weltkrieg entstand eine rege Bautätigkeit. Es entstanden viele schöne, neue Bauern- und Geschäftshäuser - die alten Häuser wurden saniert und vergrößert - aber auch schmucke Einfamilienhäuser.

von Stefan Ferger Graz (8. Tscheber Heimatbrief Dezember/1979)