Josef Seider geb.08.09.1919 in Tscheb - gest. 28.09.2003 in Ludwigshafen |
Im Alter von knapp 20 Jahren musste er zum serbischen Militär. Dann, im Jahre 1942, wurde er deutscher Soldat, im September 1944 in Rumänien von Granatsplittern getroffen und dabei schwer verwundet. Eine sofortige Beinamputation war unumgänglich. In diesem schlimmen Zustand kam er ein halbes Jahr in ein Lazarett an den Wörthersee. Die Dramatik dieses Schicksalsschlages hat er in seinem Bericht „Die schrecklichsten Stunden meines Lebens im September 1944“ in der Tscheber Festschrift vom Dezember 1996 - anlässlich des 25jährigen Bestehens des Tscheber Heimatausschusses - geschildert. Das Kriegsende brachte wichtige Wendepunkte in seinem Leben.
Josef liebte schon früh die Musik. Beim Deutschen Militär, hatte ein Kriegskamerad ein Akkordeon dabei, konnte jedoch darauf nicht spielen. Der talentierte Josef nahm gerne die Gelegenheit war, um dies auf dem geliebten Instrument zu tun. Wie gerne besäße er jetzt ein solches, eigenes Musikinstrument! Deshalb hatte Josef schon seit einiger Zeit die kühne Idee eines Besuches bei der Firma HOHNER, der Herstellerfirma von Akkordeons in Trossingen. Eines Tages setzte er dieses couragierte Vorhaben in die Tat um und schaffte es, in der damals so schwierigen Zeit auf abenteuerlichem Wege sein erstes Akkordeon, und zwar von Herrn Hohner persönlich, zu bekommen. Es ist kaum zu glauben, aber die „Geschichte“ ist wahr:
Mit der Bahn fuhr er von Bruckberg (damals amerikanische Zone) in Begleitung eines Lehrers zu HOHNER nach Trossingen. Natürlich wollte man ihn nicht zum Chef vorlassen. Doch - ein Wink des Schicksals – er hatte etwas sehr Wichtiges im Rucksack dabei, nämlich eine Schreibmaschine. Und als er diese vorzeigte, ließ man ihn sogleich zum Chef vor. Er durfte sich auf dessen Geheiß - gegen den Tausch dieser Schreibmaschine - ein Akkordeon seiner Wahl im Lager aussuchen! (Anm.d.Red.: Man muss hinzufügen, dass von der französischen Besatzung alle Schreibmaschinen im Hause HOHNER „entsorgt“ worden waren). Nun hieß es, das auf wundersame Weise erstandene neue Akkordeon unauffällig in die amerikanische Zone zu bringen. Josef und sein „Helfer“ schafften auch dieses Unterfangen.
Von nun an nahm Josefs musikalische Entwicklung vehement ihren Lauf. Sofort nahm er in Bruckberg Akkordeonunterricht, und zwar bei einem deutschen Musiklehrer namens Herrn de Wille aus Werbaß/ehem. Jugoslawien. Und bald fand Josef einen Weg, sich mit seinen beiden großen Begabungen, dem Malen und Musizieren, weiter zu entfalten. Deshalb erfolgte im Jahre 1951 der Umzug mit Frau und Kind nach Ehrang bei Trier. Dort begann er seine zweite Ausbildung: 8 Semester Studium der Malerei an der Werkkunstschule Trier (morgens)und abends besuchte er parallel 2 Jahre lang die Musikschule. Schon nach einiger Zeit war er imstande, selbst Akkordeonunterricht zu erteilen".
Nach Abschluss seines Studiums, arbeitete er als Schriftenmaler bei der NATO in Trier, bis die Familie im Sommer 1955 nach Limburgerhof, wo mittlerweile ein schönes Baugrundstück erworben worden war, zog. Bewundernswerterweise hinderte Josef seine Gehbehinderung nicht daran, dort zusammen mit seiner Frau mit Geschick und unermüdlichen Fleiß ein eigenes Haus in Eigenleistung zu bauen. Mit seinem handwerklichen Können hat er trotz seiner Bewegungseinschränkung sogar das Dach seines Hauses gedeckt.
Es dauerte nicht lange, bis die Pfalz zu seiner neuen Heimat wurde. Am neuen Wohnort engagierte er sich sofort im Gemeinde- und Vereinsleben. Die zweite Tochter Christa wurde geboren. Umgehend fand er bei der BASF eine gute Anstellung und war dort bis zur Pensionierung im Jahre 1977 als Angestellter in der Verwaltung tätig. Neben seiner beruflichen Arbeit fand Josef immer Zeit für seine geliebten Hobbys, dem Malen und dem Musizieren und diversen ehrenamtlichen Aktivitäten.
1956 rief er eine Akkordeongruppe ins Leben und leitete diese jahrzehntelang mit großer Leidenschaft. Täglich unterrichtete er nach der Büroarbeit eine Stunde im Musikraum seines Hauses. 150 junge Menschen wurden von Josef Seider erfolgreich auf diesem Instrument ausgebildet. Zu den verschiedensten Anlässen hatte sein Orchester zahlreiche öffentliche Auftritte.
Ja, Josef war mit dem Herzen immer ein „Tscheber Buh“ geblieben. Seine „Tscheber Arbeit“ hat er stets aus großer Verbundenheit zur alten Heimat eingebracht. In Sindelfingen, im Haus der Donauschwaben, hängt neben einem Modell einer Donaumühle ein Gemälde einer solchen Mühle, das er gemalt und dem Haus der Donauschwaben gestiftet hat.
Josef Seider verstarb im 84. Lebensjahr am 28. September 2003 in Ludwigshafen/Rhein.