28.09.2014

Josef Seider: Ein Maler, Musiker und Macher

Josef Seider
geb.08.09.1919 in Tscheb - gest. 28.09.2003 in Ludwigshafen
‚Ich bin ein Kind der Donau’ sagte stets der am 8. September 1919 in Tscheb/Batschka im damaligen Jugoslawien Geborene. Und diese - im wahrsten Sinne des Wortes - „Jugendliebe“ finden wir wieder in seinen Ölgemälden, den Grafiken und den Fotografien, die Josef Seiders alte Heimat für uns noch einmal lebendig werden lassen“, so Bürgermeister Zier. Nach der Schulzeit erlernte Josef Seider beim Tscheber „Ernst-Beck“ in der Mittelgasse das Bäckerhandwerk. Nach abgeschlossener Bäckerlehre arbeitete er als Geselle in Neusatz (Novisad), kam dann aber nach einiger Zeit wieder in seinen geliebten Heimatort zu “seinem Master“ (Meister) nach Tscheb zurück.

Im Alter von knapp 20 Jahren musste er zum serbischen Militär. Dann, im Jahre 1942, wurde er deutscher Soldat, im September 1944 in Rumänien von Granatsplittern getroffen und dabei schwer verwundet. Eine sofortige Beinamputation war unumgänglich. In diesem schlimmen Zustand kam er ein halbes Jahr in ein Lazarett an den Wörthersee. Die Dramatik dieses Schicksalsschlages hat er in seinem Bericht „Die schrecklichsten Stunden meines Lebens im September 1944“ in der Tscheber Festschrift vom Dezember 1996 - anlässlich des 25jährigen Bestehens des Tscheber Heimatausschusses - geschildert. Das Kriegsende brachte wichtige Wendepunkte in seinem Leben.
Josef liebte schon früh die Musik. Beim Deutschen Militär, hatte ein Kriegskamerad ein Akkordeon dabei, konnte jedoch darauf nicht spielen. Der talentierte Josef nahm gerne die Gelegenheit war, um dies auf dem geliebten Instrument zu tun. Wie gerne besäße er jetzt ein solches, eigenes Musikinstrument! Deshalb hatte Josef schon seit einiger Zeit die kühne Idee eines Besuches bei der Firma HOHNER, der Herstellerfirma von Akkordeons in Trossingen. Eines Tages setzte er dieses couragierte Vorhaben in die Tat um und schaffte es, in der damals so schwierigen Zeit auf abenteuerlichem Wege sein erstes Akkordeon, und zwar von Herrn Hohner persönlich, zu bekommen. Es ist kaum zu glauben, aber die „Geschichte“ ist wahr:
Mit der Bahn fuhr er von Bruckberg (damals amerikanische Zone) in Begleitung eines Lehrers zu HOHNER nach Trossingen. Natürlich wollte man ihn nicht zum Chef vorlassen. Doch - ein Wink des Schicksals – er hatte etwas sehr Wichtiges im Rucksack dabei, nämlich eine Schreibmaschine. Und als er diese vorzeigte, ließ man ihn sogleich zum Chef vor. Er durfte sich auf dessen Geheiß - gegen den Tausch dieser Schreibmaschine - ein Akkordeon seiner Wahl im Lager aussuchen! (Anm.d.Red.: Man muss hinzufügen, dass von der französischen Besatzung alle Schreibmaschinen im Hause HOHNER „entsorgt“ worden waren). Nun hieß es, das auf wundersame Weise erstandene neue Akkordeon unauffällig in die amerikanische Zone zu bringen. Josef und sein „Helfer“ schafften auch dieses Unterfangen.
Von nun an nahm Josefs musikalische Entwicklung vehement ihren Lauf. Sofort nahm er in Bruckberg Akkordeonunterricht, und zwar bei einem deutschen Musiklehrer namens Herrn de Wille aus Werbaß/ehem. Jugoslawien. Und bald fand Josef einen Weg, sich mit seinen beiden großen Begabungen, dem Malen und Musizieren, weiter zu entfalten. Deshalb erfolgte im Jahre 1951 der Umzug mit Frau und Kind nach Ehrang bei Trier. Dort begann er seine zweite Ausbildung: 8 Semester Studium der Malerei an der Werkkunstschule Trier (morgens)und abends besuchte er parallel 2 Jahre lang die Musikschule. Schon nach einiger Zeit war er imstande, selbst Akkordeonunterricht zu erteilen".

Nach Abschluss seines Studiums, arbeitete er als Schriftenmaler bei der NATO in Trier, bis die Familie im Sommer 1955 nach Limburgerhof, wo mittlerweile ein schönes Baugrundstück erworben worden war, zog. Bewundernswerterweise hinderte Josef seine Gehbehinderung nicht daran, dort zusammen mit seiner Frau mit Geschick und unermüdlichen Fleiß ein eigenes Haus in Eigenleistung zu bauen. Mit seinem handwerklichen Können hat er trotz seiner Bewegungseinschränkung sogar das Dach seines Hauses gedeckt.
Es dauerte nicht lange, bis die Pfalz zu seiner neuen Heimat wurde. Am neuen Wohnort engagierte er sich sofort im Gemeinde- und Vereinsleben. Die zweite Tochter Christa wurde geboren. Umgehend fand er bei der BASF eine gute Anstellung und war dort bis zur Pensionierung im Jahre 1977 als Angestellter in der Verwaltung tätig. Neben seiner beruflichen Arbeit fand Josef immer Zeit für seine geliebten Hobbys, dem Malen und dem Musizieren und diversen ehrenamtlichen Aktivitäten.
1956 rief er eine Akkordeongruppe ins Leben und leitete diese jahrzehntelang mit großer Leidenschaft. Täglich unterrichtete er nach der Büroarbeit eine Stunde im Musikraum seines Hauses. 150 junge Menschen wurden von Josef Seider erfolgreich auf diesem Instrument ausgebildet. Zu den verschiedensten Anlässen hatte sein Orchester zahlreiche öffentliche Auftritte.

Ja, Josef war mit dem Herzen immer ein „Tscheber Buh“ geblieben. Seine „Tscheber Arbeit“ hat er stets aus großer Verbundenheit zur alten Heimat eingebracht. In Sindelfingen, im Haus der Donauschwaben, hängt neben einem Modell einer Donaumühle ein Gemälde einer solchen Mühle, das er gemalt und dem Haus der Donauschwaben gestiftet hat.

Josef Seider verstarb im 84. Lebensjahr am 28. September 2003 in Ludwigshafen/Rhein.

19.09.2014

Von den Bauern in Tscheb - Teil 4

Nach dem Bau des Dammes 1913 wurde es schwieriger mit der Hanfrösterei. Unsere Bauern mussten in die Hanfwasser nach Glozan oder Palanka. Einige Bauern legten in ihrem Riedfeld Hanfwasser an. In den 20er Jahren wurden in Tscheb zwei Hanffabriken mit Kunströstanlagen errichtet. Dies gab dem Hanfbau noch mehr Auftrieb. Der Gutsherr Lazar Dundjerski hat mit der Anlage des ersten Hopfengartens 1890 in Tscheb den Hopfenbau eingeführt. Nach 1900 folgten ihm die Tscheber, allen voran Bellan und Oberndorfer. Damals wurde der Hopfen nach Saaz in Nordböhmen verkauft. Als sich nach dem 1. Weltkrieg der Markt Amerika öffnete, stiegen die Hopfenpreise derart in die Höhe, das nicht nur die Bauern, sondern jeder der ein Stück Feld besaß, einen Hopfengarten anlegte. Nur wenige hatten Glück mit diesem Unternehmen. Die Anlage kostete viel Geld. Die langen Stützen mussten mit :: der Bahn von weit her angeliefert werden, der Draht war teuer. Das ganze Jahr über musste im Hopfengarten gearbeitet werden, Ernte gab er erst im dritten Jahr. Diese Ernte sollte dann gut verkauft werden. "Hopfen bauen ist leicht, Hopfen verkaufen ist schwer" hieß es bald. In jenen Jahren entstanden im Dorf auch mehrere große und kleinere Hopfendarren.

Hopfen und Hanf und was nach dem Eigenbedarf an Mais und Weizen verblieb wurden verkauft. :: Als Aufkäufer für Firmen oder Genossenschaften waren einige Männer aus dem Dorf tätig und Leute aus anderen Gemeinden. Der aufgekaufte Hopfen wurde meist getrocknet nach Petrovac gefahren und dort an der Bahn verladen. Hanf wurde zum großen Teil im Dorf an die Hanffabriken oder an die Firma Haditsch, zum Teil aber auch nach auswärts, verkauft. Mais und Getreide wurden vorwiegend an Schleppkähne an der Donau oder an die Bahn nach Palanka oder Petrovac gefahren oder verfrachtet.

Als Futtermittel hauptsächlich für den Eigenbedarf  wurden außer Mais noch Klee, Wicken, Linsen, Moheu und Rüben angebaut. Die Bauern hatten auch einen Weingarten, wie viele andere Dorfbewohner auch. Obwohl der Tabakanbau für das Dorf von Bedeutung war, spielte er beim Bauern kaum eine Rolle. Einige Bauern vergaben Feld um die Hälfte des Ertrages und stellten bei Bedarf das Fuhrwerk zur Verfügung. Der Tabakanbau stand unter strenger staatlicher Aufsicht.

von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)

17.09.2014

Von den Bauern in Tscheb - Teil 3

Traubenlese bei Familie Mausner im Weingarten Richtung Palanka
Eine schöne Arbeit war die Traubenlese in den letzten Septemberwochen. Die letzte große Arbeit war die Maisernte. Der Kukuruz wurde mit Bast gebrochen und heimgefahren. An den folgenden Abenden wurde bis 10 Uhr bei Petroleumlicht, ab 1935 etwa bei elektrischem Licht, das Bast vom Kolben abgeschält. Das waren schöne Herbstabende beim Kukuruzschälen mit Verwandten und Leuten aus der Nachbarschaft, die mithalfen, weil sie Bast brauchten oder weil sie dieses Beisammensein in fröhlicher Runde liebten. Das Bast- und das Maislaub wurde auch als Kuhfutter verwendet, wovon der Milchsegen allerdings klein blieb.

Im Spätherbst wurde der Winterweizen und die Wintergerste und auch Klee gesetzt. Dann ließ die Arbeit nach. Das Kukuruzlaub wurde eingefahren. Mit der Winterackerung und gelegentlichen Mistfuhren hörte das Jahr des Bauern auf. Die Tage waren kurz, die Nächte lang. Nur das Vieh war zu versorgen, Stallarbeiten zu verrichten und Geräte herzurichten. Jetzt konnte der Bauer die Hände in den Schoß legen und ausruhen bis zum nächsten Frühjahr.

Die Viehzucht war bei unseren Bauern schwach entwickelt. In den Höfen im Dorf gab es beim Bauern 2-3 Pferde, 2-3 Kühe, einige Kälber oder Rinder, einige Schweine, bis zu 50 Hühner, etwa 20 Gänse und Enten, ein oder zwei Hunde und Katzen. In manchen Höfen gab es Truthühner, Perlhühner und einen Taubenschlag. Auf dem Salasch gab es ebenfalls 2-3 Pferde, vor allem wegen des Mists, über ein Dutzend Rindvieher und noch viel Geflügel. Die Kühe gaben etwa 10-15 Liter Milch am Tag, die auch an Leute in der Nachbarschaft verkauft wurde. Als Arbeitstier diente das Pferd. Nur bei der Herrschaft wurden als Zugtiere das weiße ungarische Rind mit den weit ausragenden Hörnern, zu dem wir Ochse sagten, und der schwarze Büffel gehalten. Schafzucht betrieb im Dorf nur der Schwindl Josef. Die Herrschaft hatte Schafherden mit Hirten und einem Esel als Leithammel. Die Herrschaft betrieb auch Pferde- und Rinderzucht.

Zwischen den beiden Weltkriegen wurde vorwiegend Weizen angebaut, zu dem wir "Frucht" sagten. Die Körner wurden für Mehl und Brot für die Familie gebraucht, das Stroh zum Einstreuen beim Vieh. Der Hanf brachte den Bauern das Bargeld, denn vom Hanf musste nichts gegessen oder verfuttert werden. Der Hanf hatte auch immer einen guten Preis. Solange es keinen Donaudamm gegeben hatte, war im Ried genug Wasser zum Rösten des Hanfs, zum "Retzen", wie man in Tscheb sagte. Damals kamen sogar Bauern aus Gajdobra ins Tscheber Ried, um da ihren Hanf zu rösten.


von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)

08.09.2014

Kartenspielen an der Donau

Hamann-Lehrer, Gabs-Lehrer und Bleyer Georg (Gyuri genannt) beim Kartenspielen an der Donau auf der Tscharda beim Karcher Adamvetter. Der vierte Mann ist unbekannt. Die Tscharda stand auf Holzsäulen und war aus Brettern gebaut.

07.09.2014

7.9.1907: Hochzeit der Haman


Am 07. September 1907 heirateten in Tscheb  Johann Haman und Anna (geb. Szarvas) . Beide stammten aus Apatin. Noch als Kind kam Anna mit ihren Eltern nach Tscheb, da ihr Vater eine Stelle beim Großgrundbesitzer Dunđjerski bekommen hatte. Nachdem Johann die  Lehrer-Ausbildung in Timisoara beendet hatte, bekam er seine erste Stelle als Lehrer in Gajdobra. 1906 zog er nach Tscheb, wo er bis zu seinem Tod geblieben ist. Zuerst arbeitete er als Lehrer, später wurde er Schulleiter.
Am 07.09.1957 beging das Paar mit einer kleinen Feier sein 50jähriges Jubiläum. Gemeinsam verbrachten sie 58 Jahre. Anna starb 1965 und Johann zwei Jahre später, 1967.
Sie hatten 2 Söhne, die im Kindesalter an Scharlach gestorben sind, und 2 Töchter, Maria und Anna. Von ihnen bekamen sie 9 Enkel!  Heute leben ihre Nachkommen in Serbien, Kroatien und Ungarn. Es gibt 19 Urenkel und 24 Ururenkel (insgesamt 54 Nachkommen)!