Der nahezu 80jährige "Fahr Seppvetter" erzählte mir als wir im Jahre 1924 auf dem Bauernhof seines Sohnes Michael Fahr arbeiteten folgende Begebenheit:
Es dürfte zwischen den Jahren 1870-75 gewesen sein. Damals wurde die Eisenbahnstrecke Neusatz-Sombor ausgesteckt. Die Strecke sollte von Neusatz über Veternik-Futog-Begec-Glozan-Tscheb-Palanka führen. Doch der damalige Großgrundbesitzer Gedeon Dundjerski war dagegen. Er hatte damals folgende Gründe für sich: Durch den Bau der neuen Bahnstrecke hätte er viel Ackerland verloren, auch hätte die genannte Streckenführung ihm so manches Ackerland durchquert. Also wieder Verlust. Im Gemeinderat Tscheb waren zur damaligen Zeit überwiegend oder gar ausschließlich Landwirte vertreten. Auch sie befürchteten das gleiche wie Dundjerski. So war es für den Großgrundbesitzer kein Kunststück, diese zu überzeugen, dass die geplante Streckenführung nichts als Nachteile bringe.
Ein weiterer Grund, weshalb der Magnat gegen die Streckenführung der neuen Eisenbahn war, ist der, dass Dundjerski in der ganzen Umgebung der alleinige Getreidegroßeinkäufer bis dahin war. Das von ihm aufgekaufte Getreide wurde an der Donau eingeschifft, manchmal bis zu hundert Waggon in einen Schlepper, und von da in alle Welt transportiert. Die Schrenkische-Wirtschaft hat diesem Unternehmen seine Existenz zu verdanken. Die Bauern der Umgebung aus Gajdobra, Bulkes, Petrovac, Glozan, Kulpin, Schowe, Silbasch und Palanka brachten mit dem Pferdefuhrwerk ihr Getreide nach Tscheb zu Dundjerski. Sobald diese ihr Getreide verladen und das Geld dafür erhalten hatten, machten sie Einkehr oder Mittagspause bei der Gaststätte Schrenk. Dundjerski befürchtete, sobald die Gemeinde eine Bahnstation erhält, werden hier auch kleinere Verkäufer auftreten und ihm durch waggonweise Lieferungen Konkurrenz machen.
Um die geplante Streckenführung der neuen Eisenbahn zu verhindern, soll der Grundbesitzer bis ins Verkehrsministerium nach Budapest gereist sein.
Da ihm hier kein Erfolg beschieden war, versuchte er es auf einem anderen Weg. Er ging zum Obergespann nach Sombor. Dieser war auch Großgrundbesitzer. Beiden gelang es dann, den Streckenplan dahin zu ändern, dass Tscheb ausgeklammert wurde. Die neue Strecke führte über Petrovac, Bulkes, Gajdobra. Tscheb aber wurde in die Ecke gestellt. Der Obergespann soll für sein Bemühen 4 Schweizer Zuchtkühe erhalten haben, die ihm direkt aus der Schweiz angeliefert wurden. Zwei von diesen bezahlte der Grundbesitzer, zwei die Gemeinde Tscheb.
Etwa 15 - 18 Jahre später baute Dundjerski die große Brauerei, die Spiritusbrennerei und die Dampfmühle. Nun erwies sich für den Grundbesitzer, welchen Schaden er durch die Verhinderung der geplanten Streckenführung eingehandelt hat. Jetzt musste er in großen Mengen das erzeugte Bier und Spiritus und anfangs auch das Mehl bis zur 12 - 14 km entfernten Bahnstation zur Verladung transportieren. Auch im Getreidehandel trat eine Veränderung ein. In den einzelnen Gemeinden, die über eine Bahnstation verfügten, traten Getreidehändler auf und lieferten waggonweise das Getreide an die Großhändler. Die Lagerhäuser aber im herschaftlichen Hof des Großgrundbesitzers standen nur noch für die eigene Ernte da und waren das Jahr hindurch nur zu halben Kapazität benutzt.
Für die Echtheit dieser Geschichte bürgt, dass der Vater des Fahr-Seppvetters zur damaligen Zeit Mitglied
es Tscheber Gemeinderates war. Von ihm dürfte der Seppvetter es erfahren haben.
(von Franz Nachbar, Maximiliansau)
24.02.2014
23.02.2014
Gewusst wie ...
Früher gab"s mal in Tscheb einen kräftigen, großen, jungen Schafhirten. Im Bewusstsein seiner Überlegenheit ließ er dem Ernst Niklos keine Ruhe und forderte ihn bei jeder passenden und unpasenden Gelegenheit zu einem Ringkampf auf. Ein Schwächling war der Ernst keiner, aber mit dem "Schoofhalter" (Schafhalter) wagt er es doch nicht; er lehnte immer ab. Doch einmal erkannt er seine Chance und er nahm sie wahr. Er merkte , der Schoofhalter hat bloß seine "razische Nationaltracht" an. Beim stilgerechten Anfassen, das hat der Ernst sich ausgehalten, riss er blitzschnell dem Schoofhalter sein "Gadjerpendl" ab. Der griff unwillkürlich nach der heruntergefallenen Unterhose. Diesen Augenblick nutzte der schlaue Ernst. Ein Ruck und der Schoofhalter lag auf dem Boden. Der junge Mann sprang auf: "Noch einmal"! Doch der Ernst beharrte wohlweislich darauf: "Einmal langt"!
22.02.2014
Das Schusterhandwerk
Ich erinnere mich an die alte Heimat Tscheb und die vielen Schuhmacher unserer Gemeinde. Ich war ja damals einer der jüngeren, aber heute bin ich wahrscheinlich schon einer der ältesten und vielleicht der einzige, der noch in seinem Beuf tätig ist. Deshalb möchte ich kurz meinen Lebenlauf schildern:
Ich wurde am 19.04.1915 als zweitältester Sohn der Eheleute Josef und Anna Popp in Tscheb geboren. Von Herbst 1921 bis Sommer 1927 besuchte ich die 6klassige Volksschule und wurde in dieser Zeit von 7 Lehrkräften unterrichtet, und zwar von Lehrerin Frieda Mayer, Lehrer Mayer, Lehrer Ottmann, einem serbischen Lehrer, Lehrer Dillinger, Lehrer Gabs und Lehrer Hamann. Der Religionsunterricht wurde von Pfarrer Dr. Ignaz Resch erteilt, mit ihm durften wir Ministranten auch öfter an die Donau zum Baden. Später hatten wir noch Kaplan Eichinger und zuletzt Pfarrer Nußpl.
Im November 1927 begann ich meine 4jährige Schuhmacherlehre bei meinem Onkel, Schuhmachermeister Josef Grof in Palanka. Nach Abschluss der Lehre arbeitete ich bei mehreren Meistern und in mehreren Städten und zwar in Neusatz, Vukovar, Osijek und Zagreb, bis ich dann im Frühjahr 1937 zur Ableistung des 18monatigen Militärdienstes eingezogen wurde. Im Januar 1939 heiratete ich meine jetzige Frau Anna Tuha (Tuha-Nantschi). 1940 gingen wir nach Deutschlandund arbeiteten in Walsrode und später in Ulm in Lederverarbeitungsbetrieben.
1944 musste ich dann mit vier weiteren Kameraden (Jaks Heinrich, Helm Hans, Stutz Andreas und Ratze-Bato) in den Krieg. Nach Kriegsende wurde ich mit zwei leichten Verwundungen entlassen und konnte auch bald bei Bad Tölz meine Frau mit Schwiegermutter sowie Fam. Gari und Familie Groh treffen - mein Schwiegervater war noch in Kriegsgefangenschft.
von Sebastian Popp Aresing (7. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1978)
Ich wurde am 19.04.1915 als zweitältester Sohn der Eheleute Josef und Anna Popp in Tscheb geboren. Von Herbst 1921 bis Sommer 1927 besuchte ich die 6klassige Volksschule und wurde in dieser Zeit von 7 Lehrkräften unterrichtet, und zwar von Lehrerin Frieda Mayer, Lehrer Mayer, Lehrer Ottmann, einem serbischen Lehrer, Lehrer Dillinger, Lehrer Gabs und Lehrer Hamann. Der Religionsunterricht wurde von Pfarrer Dr. Ignaz Resch erteilt, mit ihm durften wir Ministranten auch öfter an die Donau zum Baden. Später hatten wir noch Kaplan Eichinger und zuletzt Pfarrer Nußpl.
Im November 1927 begann ich meine 4jährige Schuhmacherlehre bei meinem Onkel, Schuhmachermeister Josef Grof in Palanka. Nach Abschluss der Lehre arbeitete ich bei mehreren Meistern und in mehreren Städten und zwar in Neusatz, Vukovar, Osijek und Zagreb, bis ich dann im Frühjahr 1937 zur Ableistung des 18monatigen Militärdienstes eingezogen wurde. Im Januar 1939 heiratete ich meine jetzige Frau Anna Tuha (Tuha-Nantschi). 1940 gingen wir nach Deutschlandund arbeiteten in Walsrode und später in Ulm in Lederverarbeitungsbetrieben.
1944 musste ich dann mit vier weiteren Kameraden (Jaks Heinrich, Helm Hans, Stutz Andreas und Ratze-Bato) in den Krieg. Nach Kriegsende wurde ich mit zwei leichten Verwundungen entlassen und konnte auch bald bei Bad Tölz meine Frau mit Schwiegermutter sowie Fam. Gari und Familie Groh treffen - mein Schwiegervater war noch in Kriegsgefangenschft.
von Sebastian Popp Aresing (7. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1978)
19.02.2014
Heute vor 72 Jahren - Vier Freundinnen in Begleitung beim Schlittenfahren
17.02.2014
Tschewrisch grett
nett so verwehne = nicht so verwöhnen
nett so verziege = nicht so verziehen (nicht gut erziehen)
raafe = raufen
Reibhelzl = Streichhölzer
rumrappeln (der rappelt rum) = sich nervös verhalten, rumspinnen
schmeckichi Saaf (Riechsaaf) = Toilettenseife
segieren plagen = nicht in Ruhe lassen, nerven
Tandler = Trödler, „Antiquitätenhändler“
Tschuttre = Trinkbehälter, Kürbis (Kalabasse)
nett so verziege = nicht so verziehen (nicht gut erziehen)
raafe = raufen
Reibhelzl = Streichhölzer
rumrappeln (der rappelt rum) = sich nervös verhalten, rumspinnen
schmeckichi Saaf (Riechsaaf) = Toilettenseife
segieren plagen = nicht in Ruhe lassen, nerven
Tandler = Trödler, „Antiquitätenhändler“
Tschuttre = Trinkbehälter, Kürbis (Kalabasse)
09.02.2014
Die Hochzeit
Anfang der 30er Jahre: Die Hochzeit von Babusch Dundjerski mit dem Grafen Dezsöffy. Auf dem Foto erwiesen die Tscheber Freiwillige Feuerwehr und die Matusch-Blaskapelle dem neu vermählten Paar vor dem Castell die Ehre.
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