08.10.2014

Bei einem Weingartenhüter hot"s mol gegeistert

Eingang zum Friedhof
Wer andere nicht in Ruhe lässt, hats mal g"heiße, den lassen die anderen auch nicht in Ruhe! Zu denen hat auch unser Tonivetter gehört. Natürlich, das muass vorausgeschickt werden: Immer ohne böse Absicht! Unsere Leute haben Spaß vertragen.

Also, im Herbst ging der Tonivetter nach dem Betzeitläuten jedesmal in seinen schönen Weingarten, der unmittelbar links an den Friedhof angrenzte, um die Trauben zu hüten. Das "Trauwehiede" war halt so a notgedrungener Brauch daheim. Die beiden Wittfrauen, die Scherer-Franz"n und die Karcher Leni, von der übrigens das Lebensprinzip stammte: "A Madl soll liewer nett "s Stricke kenne, als das es ned "s Tanze kann", wollten dem Tonivetter mal "s Fürchten beibringen. Und es ist ihnen auch geglückt! Sie haben weiße Betttücher umgehängt, dass sie wie Geister aussahen und haben den Tonivetter mit Geisterrufen: "Huh, huh, huh" im Friedhof erwartet. Zuerst glaubte der gute Tonivetter noch an einen Scherz. Als das markerschütternde Heulen aber nicht aufhören wollte und er sich noch darauf besann, dass es im stillen Friedhof ist, fuhr der Schreck ihm in die Glieder und er fing an, alle Heiligen anzurufen. Dann aber konnten die beiden "schlechten Weiber" es nicht mehr weiter verheben. Der Ausklang dürfte etwas gelockerter verlaufen sein. Der Tonivetter hat die armen Wittfrauen sicher mit a paar Trauben beschenkt, denn so war der Tonivetter auch wieder ned!

05.10.2014

Schmieder in Tscheb - Teil 2

Die Ausrüstung einer Schmiede bestand aus Ofen, Blasebalg, Amboss, Hämmer und Zangen. Es gab keine Elektroschweißgeräte oder Autogenschweißapparate, keine Schmirgelmaschinen. Der Stahl musste im Feuer zum Glühen gebracht werden, sodass er geformt und geschweißt werden konnte. Die Nachbehandlung wurde mit der Feile vorgenommen. Die Kunden der Schmiede waren vor allem die Bauern und die Lohnfahrer - die sogenannten Kirjäschler - unseres Dorfes. Aber in jedem Haus wurde mal dieses Stück oder jenes Gerät vom Schmied hergestellt oder repariert.

Die Arbeit und die Arbeitszeit richtete sich nach der Jahreszeit. Im Frühjahr mussten täglich Pflugschare geschärft werden. Im Sommer zur Erntezeit war die meiste Arbeit. Die Wagen waren von früh bis spät unterwegs, die Hitze trocknete das Holz aus, die Wagen und Räder knirschten. An manchen Tagen mussten an vier oder fünf Wagen die Reifen und Ringe aufgezogen werden. War der Sommer vorbei, begann die Arbeit mit dem Hanf. Hanfmesser wurden abgerissen, der Schmied musste sie herrichten. Die Wagen wurden schwer mit Hanf beladen, der zum Rösten an die Hanfwasser gebracht werden musste. Manches Rad und manche Achse bogen sich oder brachen unter der Last. Der Schmied musste sie herrichten. Im Herbst wurden die Stoppelfelder umgeackert. An manchen Abenden hatte der Schmied 40 bis 50 Pflugschare zu schärfen. Inzwischen wurde der Hanf gebrochen. Da wurden zum Schmied die Dulfen gebracht, damit er Bänder an dem Dulfenkopf und an den Dulfenblättern anbrachte. Nun wurde die Arbeit ruhiger. Der Schmied hatte hin und wieder einen Schlitten zu reparieren oder er hat auf Vorrat gearbeitet, Hufeisen geschmiedet und Radnägel angefertigt.

Das ganze Jahr über konnte man den Schmied unter dem Vordach antreffen mit großer Lederschürze in gebückter Haltung mit einem Bauern oder Knecht oder Kirjäschler, bemüht den Huf eines Pferdes zu beschlagen.  Den Stahl und die Kohle haben die Schmieder aus Palanka von Michael Hag bezogen. Für den Doppelzentner Kohle mussten wir etwa 60 - 70 Dinar bezahlen. Das Einkommen der Schmiede war unterschiedlich. Ich schätze, es lag zwischen 10.000 und 20.000 Dinar im Jahr. Die bei der Herrschaft angestellten Schmieder hatten in den frühen Dreißiger Jahren einen Monatslohn von 600 Dinar, der sich später auf über 1.000 Dinar steigerte.

Der Tag des Schmiedes in unserem Dorf  begann oft um 3 oder 1/2 4 Uhr und endete erst um 10 oder 11 Uhr am Abend. Die Arbeit des Schmiedes war schwer und schmutzig, aber vielseitig und interessant. Ich war gerne Schmied in
Tscheb.

04.10.2014

Schmieder in Tscheb - Teil 1

In unserem Dorf gab es fünf Schmiede-Werkstätten. Die Schmiedemeister und Besitzer dieser Werkstätten waren Josef Ernst, Jakob Isl, Franz Lotspeich, Josef Schrenk und Josef Trentz. Vier dieser Werkstätten waren alteingeführt. Die jetzigen Besitzer hatten sie von ihren Vätern übernommen. Lediglich der Isl-Schmied, der beim alten Trenz-Schmied gelernt hatte, hat die Werkstatt neu errichtet. Am Rande des Dorfes lag das große Dundjerskische Gut mit 1.200 Joch Feld, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei und Dampfmühle. Zu diesem Gut gehörte eine Schlosserei und eine Schmiedewerkstatt. Bis nach dem 1. Weltkrieg war dort ein Tscheche als Meister tätig. Danach wurde Josef Wenzler Meister. Außer ihm waren in der Herrschaftsschmiede Kohanez Istvan, der später nach Srbobran ging und Hans Zernberger beschäftigt. Gelernt haben dort Stefan Ernst, Adam Heizmann und Nikolaus Abel. Jedem Tscheber sind die Ambossklänge vertraut, mancher wurde davon in aller Herrgottsfrüh geweckt oder zu später Stunde in den Schlaf gesungen.

Der Schmied musste sehr vielseitig sein. Die meisten in der Landwirtschaft gebrauchten Geräte mussten vom Schmied teilweise oder ganz gefertigt und häufig repariert werden: Eggen, Pflüge, Schlaufen und Wagenteile wie Reifen, Ringe und Achsen. Aber auch Nägel und Beile, Hanfmesser, eiserne Tore und Zäune, ja sogar Pumpbrunnen und Tabakmaschinen - allerdings ohne Wissen der Finanzer - wurden geschmiedet und viele Werkzeuge, die der Schmied bei seiner Arbeit brauchte, so die Handhämmer und Feuerzangen. Das ganze Jahr über musste er aber Hufe schmieden und Pferde beschlagen. Der Huf ist kein toter Gegenstand, da ist Leben drin, da musste man genau wissen, wie der Huf beschaffen ist, wie das Pferd läuft und welche Hufeisen es braucht. Beim Beschlagen musste sehr genau darauf geachtet werden, wie der Hufnagel anzusetzen ist, damit er nicht in die Hufzellen gerät, denn die sind schon von Blut durchtränkt. Oft war der Schmied Tierarzt in erster Not. Wenn ein Pferd in einen Nagel getreten war oder auf einen harten Gegenstand, sodass der Huf sich entzündet hatte, so musste der Schmied diese Stelle finden und behandeln, d.h. aufschneiden und das gestaute Blut oder die Vereiterung entfernen, die Wunde säubern und desinfizieren und mit einem Spezialhufeisen beschlagen. Jakob Isl hat sogar Hengste entmannt.

von Andreas Lotspeich (aus dem 5. Heimatbrief/Dezember 1976)