In unserem Dorf gab es fünf Schmiede-Werkstätten. Die Schmiedemeister und Besitzer dieser Werkstätten waren Josef Ernst, Jakob Isl, Franz Lotspeich, Josef Schrenk und Josef Trentz. Vier dieser Werkstätten waren alteingeführt. Die jetzigen Besitzer hatten sie von ihren Vätern übernommen. Lediglich der Isl-Schmied, der beim alten Trenz-Schmied gelernt hatte, hat die Werkstatt neu errichtet. Am Rande des Dorfes lag das große Dundjerskische Gut mit 1.200 Joch Feld, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei und Dampfmühle. Zu diesem Gut gehörte eine Schlosserei und eine Schmiedewerkstatt. Bis nach dem 1. Weltkrieg war dort ein Tscheche als Meister tätig. Danach wurde Josef Wenzler Meister. Außer ihm waren in der Herrschaftsschmiede Kohanez Istvan, der später nach Srbobran ging und Hans Zernberger beschäftigt. Gelernt haben dort Stefan Ernst, Adam Heizmann und Nikolaus Abel. Jedem Tscheber sind die Ambossklänge vertraut, mancher wurde davon in aller Herrgottsfrüh geweckt oder zu später Stunde in den Schlaf gesungen.
Der Schmied musste sehr vielseitig sein. Die meisten in der Landwirtschaft gebrauchten Geräte mussten vom Schmied teilweise oder ganz gefertigt und häufig repariert werden: Eggen, Pflüge, Schlaufen und Wagenteile wie Reifen, Ringe und Achsen. Aber auch Nägel und Beile, Hanfmesser, eiserne Tore und Zäune, ja sogar Pumpbrunnen und Tabakmaschinen - allerdings ohne Wissen der Finanzer - wurden geschmiedet und viele Werkzeuge, die der Schmied bei seiner Arbeit brauchte, so die Handhämmer und Feuerzangen. Das ganze Jahr über musste er aber Hufe schmieden und Pferde beschlagen. Der Huf ist kein toter Gegenstand, da ist Leben drin, da musste man genau wissen, wie der Huf beschaffen ist, wie das Pferd läuft und welche Hufeisen es braucht. Beim Beschlagen musste sehr genau darauf geachtet werden, wie der Hufnagel anzusetzen ist, damit er nicht in die Hufzellen gerät, denn die sind schon von Blut durchtränkt. Oft war der Schmied Tierarzt in erster Not. Wenn ein Pferd in einen Nagel getreten war oder auf einen harten Gegenstand, sodass der Huf sich entzündet hatte, so musste der Schmied diese Stelle finden und behandeln, d.h. aufschneiden und das gestaute Blut oder die Vereiterung entfernen, die Wunde säubern und desinfizieren und mit einem Spezialhufeisen beschlagen. Jakob Isl hat sogar Hengste entmannt.
von Andreas Lotspeich (aus dem 5. Heimatbrief/Dezember 1976)