10.03.2014

Die Maler in Tscheb - Teil 2

Der Tontopf - ein Milchtopf - wurde mit einem Stück Schnur um den Bauch gebunden. Mit der Farbe im Topf wurden die Linien gezogen. Die großen Flächen wurden mit den runden Bürsten bestrichen. Schablonen - Muster wurden sie genannt - aus dickem kräftigem Papier gab es für die Eckstücke, Mittelstücke mit Wandkanten, runde für Rosetten in Deckenmitte, große Muster mit kleinen Löchern in den Ecken als Ansatzpunkte, schmale Muster für die Begrenzungen. In den letzten Jahren wurden den Kunden Musterbücher mit Abbildungen von Zimmerbemalungen vorgelegt, wonach sie auswählen konnten, wie ihre Zimmer bemalt werden sollten. Die Farben: Stritzel (klare Farbe für Voranstrich), Kaolin (Spezialfarbe, die zur Isolsierung benutzt wurde), Zinkweiß, Signalrot, Englisch rot und Ultra blau konnten in den Geschäften in Tscheb besorgt werden. Sie Schablonen gab es von einem Händler.

Die Malerei im Dorf war eine Art Saisonberuf. Die Arbeiten begannen im Frühjahr und endeten im Herbst. Im Winter wurde mal ein Zimmerofen oder ein Zimmersockel bemalt. Die Hauptarbeit bestand im Ausmalen von Zimmern und Küchen, aber auch Gänge mit Brustmauern und Hausgiebel wurden bemalt.

Zuerst wurden die Decke und die Wände mit Seifenwasser eingestrichen. Nach dem Abtrocknen wurde die gewünschte Grundfarbe aufgetragen. Die Schnallschnur, einen mit Farbe eingelassenen Faden, wurde an beiden Enden auf die Wand gedrückt, wie eine Saite weggezogen und losgelassen, so dass sie aufschlug und eine gerade Linie hinterließ. Mit verschiedenen Farben wurden die auf die Wand oder Decke aufgelegten Schablonen bestrichen, wodurch die gewünschten mehrfarbigen Muster entstanden. In Küchen waren es üblicherweise ein, zwei Muster, in den übrigen Zimmern zwei bis sechs.

Das Ausmalen einer Küche dauerte etwa einen Tag, für ein Zimmer wurden zwei Tage benötigt. Die Räume wurden je nach Benutzung nach 4 - 5 Jahren erneut ausgemalt. Nur die Extrazimmer erst in 8 bis 10 Jahren; sie wurden ja auch nicht benutzt. Als die Elektrifizierung auch in Tscheb um sich griff, bekamen die Maler mehr zu tun. Durch die Leitungsverlegungen wurde erneutes Ausmalen von Gängen und Räumen erforderlich.

Die Kirche wurde auch im Jahre 1936 mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Danach durften die Maler auch in der Kirche malen. Im Jahre 1938 wurde unsere Kirche von der Brestovacer Kirchenmalerei leicht neu ausgemalt. Der Seider Adam war als Lehrling natürlich dabei, aber auch die Tscheber Maler durften mitarbeiten.

von Josef Hubert u. Niklos Kühn (18. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1989)