Der Vorgang des Fassbindens: Wichtig ist Wasser und Feuer, Flacheisen - die Stahleisen sind geschmiedet -, die seitlich fein gehobelten Dauben, in der Mitte "im Bauch" breiter als an den Enden, stehen in einer Reihe bereit. Der Fasszug (Seilzug), Schraubenzwingen und das notwendige Werkzeug sind griffbereit. Mit den Schraubzwingen werden die Dauben nun am ersten Reifen befestigt bis der Kreis ganz geschlossen ist. Ein zweiter und mehrere Reifen, je nach Größe und Bedarf des Fasses werden von oben her aufgezogen und aufgetrieben. Man verwendet dazu die am Lager vorhandenen Standard-Reifen.
Und nun kommt die eigentliche Kunst des Fassbindens: Die schon zusammengezwängte Seite wird nun über den Feuerkorb gestülpt. Und während ein kleines Feuer aus Hartholzabfällen das Fass von innen erhitzt und erwärmt, wird das Fass nun von außen mit Waser leicht benetzt (mit Wasser bespritzen). Das Holz, die Dauben quillen auf und werden biegsam. Und nun können so die Dauben mit Fasszug (Seilzug) langsam zusammengezogen werden. Das Fass nimmt seine vorgegebene Form an. Nach Abnahme des Fasszuges werden dann die notwendigen nächsten Reifen aufgezogen und mit wuchtigen Hammerschlägen aufgetrieben (diese Hammerschläge waren angenehm zu hören). Es wird nun weiter fest geheizt, die Dauben (alles Holz) dampfen und zischen in der Hitze und bekommen ihre beständige Form. Das Nachfeuern (Ausfeuern von innen) ist sehr wichtig für die Qualität bei der Herstellung jedes neuen Fasses. Nach Abkühlen des Fasses werden die Dauben gerade geschnitten und eben (glatt) gehobelt und nachher die Nut für die Böden eingefräst. Dazu gab es einen eigens verstellbaren Fräshobel. Vor dem Einsetzen der beiden Böden werden die äußeren Seiten des Fasses abgenommen, damit es sich dehnen kann und die Böden von innen her hineingedrückt werden können. Damit die Böden dicht sind, wird die Nut sorgfältig mit Schilf ausgelegt. In einer selbst angefertigten, riesigen, großen Drehbank wird das runde Fass gleichmäßig abgedreht und gleichmäßig geschliffen. Nach diesen Arbeiten werden dann seine endgültigen Reifen vom Fassbinder selbst geschmiedet und genietet, aufgezogen und aufgetrieben.
Ganz zu guter Letzt wird dann in einem der Fassböden ein Spundloch gebohrt. In unserer Heimatgemeinde Tscheb hat man gesundes, gutes Akazien- und Eichenholz genügend zur Verfügung gehabt und verwendet. Und "Aufs Haar genau gearbeitet". Es gab sehr viele Fässer, die waren noch bei unserer Zeit schon über hundert Jahre alt und an vielen Fässern waren Jahreszahl der Herstellung des Fasses, der Name des Fassbinders und der Name des Fasseigentümers eingekerbt.
Zur allgemeinen Bemerkung: Der allgemeine Fortschritt und der Wohlstand brachten es mit sich, und die moderne Konkurrenz wurde immer stärker: Die guten Holzfässer mussten Behältern aus Edelstahl, Kunststoff, Glas und sogar Beton weichen. Aber die heutigen modernen Weinbauern, Winzer vom Fach, lassen ihre Trauben (Traubenmost) wieder wie in früheren, vergangenen Jahren (Jahrhunderten) in Holzfässern aus Eichen- und Akazienholz zum edlen Tropfen reifen.
von Stefan Ferger, Graz (22. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1993)
02.11.2014
01.11.2014
Das Fassbinder-Handwerk in Tscheb - Teil 1
"Handwerk hat goldenen Boden". Beim Fassbinden hat sich dieser Spruch bewahrheitet Den Fassboden einbauen grenzt an wahre Kunst. Dazu ein weiterer Spruch vom Fassbinder: "Bei mir missts ganz zsammgehn, waascht, sunscht is des Fass nett dicht und es rinnt, gleich was du reinschitte duuscht und drinne is, ob Wasser, Wein oder Schnaps".
Zu Hause bei uns in Tscheb waren die Fassbinderarbeiten noch Handarbeiten. Unsere Fassbinder suchten und kauften sich das geeignete Fassbinderholz selber ein, speziell Eichen- oder Akazienholz. Akazienholz gab es im Dorf genug, Eichenholz besorgte man sich von der Sremer-Seite von über der Donau her. Man muss sich zeitlich weit zurückversetzen, mehr als 50 Jahre (Artikel wurde im Jahre 1993 geschrieben!) und noch weiter zurück. Man hat die Baumstämme selbst gespalten und grob zugerichtet. Die Dauben (Seitenbretter eines Fasses) noch mit der Hand aus dem groben Planken (Bohlen) herausgehackt. Das Tor führte mich in einen sauberen großen Hof. Unzählige Reifen in verschiedenen Größen stehen fein säuberlich geordnet an einem Hofgestell im Schatten. Daneben Feuerkörbe. Noch ein paar Schritte über Stufen, weiter den breiten Gang mit schönem Brüstungsmauerwerk stehen wir mitten in der großen, weiten Werkstatt. Von zwei Seiten große Glasfenster, die Eingangstür hat zwei sehr breite Torflügel, mehr als zwei Meter breit und zwei Meter hoch mit Oberlichtfenster. Auf meine Frage: Warum eine so große Türöffnung"?: "Ja, so kann man hier in der Werkstatt größere Fässer zusammenbauen, man hat alle notwendigen Werkzeuge und Vorrichtungen bei der Hand". Lunova Stefan-Vetter, unser Nachbar, kam mir mit freundlich leuchtenden Augen entgegen. Große Hände und Lederschurz und mit einem Lächeln im Gesicht. Stefan-Vetter war gerne Fassbinder und mit Leib und Seele dabei. Er erlernte das Fassbinderhandwerk noch während des ersten Weltkrieges und gleich danach bei seinem Vater, der auch ein bekannter Fassbinder in Tscheb war.
Man war das ganze Jahr beschäftigt. Im Laufe des Jahres, mehr in den Sommermonaten mit den Reparaturarbeiten, Neuanfertigungen von Fässern nur nach Bestellung durch unsere Weinbauern. Es waren alles Maßarbeiten nach den Wünschen der Bauern. In Tscheb galt damals und war im Gebrauch das sogenannte "Emer-Maß". Ein Emer war 56 Liter Hohlraum. Für das Zu- und Herrichten der Dauben hatte der Fassbinder sich eigene Muster angefertigt und so konnte er sich mit dem vorhandenen Fassbinderholz und den gewünschten Fassgrößen anpassen. Mit bedächtigem Ernst erzählte mir Stefan-Vetter und zeigte mir anschaulich, und ich durfte mithelfen beim Zusammensetzen und Herstellen eines neuen Fasses.
von Stefan Ferger, Graz (22. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1993)
Zu Hause bei uns in Tscheb waren die Fassbinderarbeiten noch Handarbeiten. Unsere Fassbinder suchten und kauften sich das geeignete Fassbinderholz selber ein, speziell Eichen- oder Akazienholz. Akazienholz gab es im Dorf genug, Eichenholz besorgte man sich von der Sremer-Seite von über der Donau her. Man muss sich zeitlich weit zurückversetzen, mehr als 50 Jahre (Artikel wurde im Jahre 1993 geschrieben!) und noch weiter zurück. Man hat die Baumstämme selbst gespalten und grob zugerichtet. Die Dauben (Seitenbretter eines Fasses) noch mit der Hand aus dem groben Planken (Bohlen) herausgehackt. Das Tor führte mich in einen sauberen großen Hof. Unzählige Reifen in verschiedenen Größen stehen fein säuberlich geordnet an einem Hofgestell im Schatten. Daneben Feuerkörbe. Noch ein paar Schritte über Stufen, weiter den breiten Gang mit schönem Brüstungsmauerwerk stehen wir mitten in der großen, weiten Werkstatt. Von zwei Seiten große Glasfenster, die Eingangstür hat zwei sehr breite Torflügel, mehr als zwei Meter breit und zwei Meter hoch mit Oberlichtfenster. Auf meine Frage: Warum eine so große Türöffnung"?: "Ja, so kann man hier in der Werkstatt größere Fässer zusammenbauen, man hat alle notwendigen Werkzeuge und Vorrichtungen bei der Hand". Lunova Stefan-Vetter, unser Nachbar, kam mir mit freundlich leuchtenden Augen entgegen. Große Hände und Lederschurz und mit einem Lächeln im Gesicht. Stefan-Vetter war gerne Fassbinder und mit Leib und Seele dabei. Er erlernte das Fassbinderhandwerk noch während des ersten Weltkrieges und gleich danach bei seinem Vater, der auch ein bekannter Fassbinder in Tscheb war.
Man war das ganze Jahr beschäftigt. Im Laufe des Jahres, mehr in den Sommermonaten mit den Reparaturarbeiten, Neuanfertigungen von Fässern nur nach Bestellung durch unsere Weinbauern. Es waren alles Maßarbeiten nach den Wünschen der Bauern. In Tscheb galt damals und war im Gebrauch das sogenannte "Emer-Maß". Ein Emer war 56 Liter Hohlraum. Für das Zu- und Herrichten der Dauben hatte der Fassbinder sich eigene Muster angefertigt und so konnte er sich mit dem vorhandenen Fassbinderholz und den gewünschten Fassgrößen anpassen. Mit bedächtigem Ernst erzählte mir Stefan-Vetter und zeigte mir anschaulich, und ich durfte mithelfen beim Zusammensetzen und Herstellen eines neuen Fasses.
von Stefan Ferger, Graz (22. Tscheber Heimatbrief/Dezember 1993)
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