Am 30. August 1939 wurde in Tscheb ein Theaterstück aufgeführt. Um welches Stück es sich handelte weiß ich nicht. Der Seider Anton (Tischlermeister) hat sich auf diesem Gebiet sehr eingesetzt. Ich weiß aber, dass Grießer Nikolaus, Sohn vom Grießer Spengler, eine Hauptrolle darin spielte.
Als die Theatervorstellung gegen 22.30 Uhr aus war. zeigt sich der westliche Himmel feuerrot. Niemand konnte sich zu dieser späten Stunde jemals erinnern, so etwas gesehen zu haben. Es war am nächsten Tag das Tagesgespräch im Dorf. Die allgemeine Meinung war, dass dies nichts Gutes bedeuten kann. Tags darauf, am 1. September 1939, brach der fürchterliche 2. Weltkrieg aus. Am Palmsonntag 1941 begann der Krieg mit Jugoslawien, am 2. Juni 1941 begann der Krieg mit Russland. War diese Himmelserscheinung ein Vorzeichen auf die kommenden Ereignisse? Graz, im September 2012
(erzählt von Adam Eckmayer, Graz / 41. Tscheber Heimatbrief/Dezember 2012)
30.08.2014
27.08.2014
Leichenverein
Der Leichenverein wurde auf Anregung des Tischlers Josef Schweighoffer im Jahre 1884 gegründet. Dieser Verein arbeitete nach dem Motto: "Einer für alle - alle für einen". Die Requisiten des Vereins waren: Zwei schwarze Fahnen, eine Tragbahre, schwarze und weiße Schärpen und sechs Windlichter. Die eine schwarze Fahne wurde bei verstorbenen Mitgliedern dem Leichenzug vorangetragen. Fahnenträger war der Gevattermann, wie man bei uns sagte. Die vier Träger trugen scharze Schärpen wenn der Verstorbene verheiratet war, bei Unverheirateten trugen sie weiße Schärpen. Die zweite schwarze Fahne wurde auf dem Kirchturm aufbewahrt. Dort wurde sie auch rausgehängt, wenn ein Vereinsmitglied starb. Dann wussten auch alle, dass demnächst der Vereinsdiener (der Totenvogel, wie er genannt wurde) kassieren kommen wird.
Von den Beiträgen wurden die Begräbniskosten bezahlt, wofür eine bestimmte Summe festgesetzt war. Wurde dieser Betrag unterschritten, bekamen die Hinterbliebenen den Rest ausbezahlt. Wurde der Betrag überschritten, so mussten die Hinterbliebenen einspringen. Nach den Vorschriften des Vereins wurde ein einfacher Sarg, ein Grabkreuz, ein einfacher Übertahn, der Geistliche und der Kantor bezahlt. Mitglied konnte jeder werden, der 18 Jahre alt war. Die Requisiten konnten auch Nichtmitglieder gegen Entgeld benutzen. Starb ein Kind aus einer Mitgliederfamilie, so konnten die Requisiten unentgeldlich beansprucht werden. Zum Lobe der gutstehenden Bauern sei gesagt, dass viele des guten Zweckes wegen Mitglied waren. Vor dem 1. Weltkrieg war ein Mitglied nach 25 Jahren von weiteren Beitragszahlungen befreit. Von dem Bargeld des Vereins wurde im Krieg eine Kriegsanleihe gezeichnet.
Dieses Geld war mit dem verlorenen Krieg ebenfalls verloren. Der Verein war zum Neubeginn gezwungen. Es gab Ärger, weil die 25-Jahre-Regelung aufgehoben werden musste. In der jugoslawischen Zeit schlug sich der Verein schlecht und recht durch. Die Beiträge wurden nicht erhöht, aber die Preise blieben nicht stabil. In den letzten Jahren haben Rosi Breit und Paul Lang das Geld eingesammelt. Die Beiträgte betrugen früher 10 Kreuzer, später 1 Dinar, zuletzt 1 Pengö.
Von den Beiträgen wurden die Begräbniskosten bezahlt, wofür eine bestimmte Summe festgesetzt war. Wurde dieser Betrag unterschritten, bekamen die Hinterbliebenen den Rest ausbezahlt. Wurde der Betrag überschritten, so mussten die Hinterbliebenen einspringen. Nach den Vorschriften des Vereins wurde ein einfacher Sarg, ein Grabkreuz, ein einfacher Übertahn, der Geistliche und der Kantor bezahlt. Mitglied konnte jeder werden, der 18 Jahre alt war. Die Requisiten konnten auch Nichtmitglieder gegen Entgeld benutzen. Starb ein Kind aus einer Mitgliederfamilie, so konnten die Requisiten unentgeldlich beansprucht werden. Zum Lobe der gutstehenden Bauern sei gesagt, dass viele des guten Zweckes wegen Mitglied waren. Vor dem 1. Weltkrieg war ein Mitglied nach 25 Jahren von weiteren Beitragszahlungen befreit. Von dem Bargeld des Vereins wurde im Krieg eine Kriegsanleihe gezeichnet.
Dieses Geld war mit dem verlorenen Krieg ebenfalls verloren. Der Verein war zum Neubeginn gezwungen. Es gab Ärger, weil die 25-Jahre-Regelung aufgehoben werden musste. In der jugoslawischen Zeit schlug sich der Verein schlecht und recht durch. Die Beiträge wurden nicht erhöht, aber die Preise blieben nicht stabil. In den letzten Jahren haben Rosi Breit und Paul Lang das Geld eingesammelt. Die Beiträgte betrugen früher 10 Kreuzer, später 1 Dinar, zuletzt 1 Pengö.
25.08.2014
Tschewrisch grett
bettseije: angeln
bigge: kleben, etwas aufkleben
Biechl: ein kleines Buch
Binkel: Bündel, das durch ein Tuch zusammengehalten wird bische: brunse, seuche: pinkeln, zur Toilette gehen
Bittdanka: einer der immer unterwegs ist, nie zu Hause anzutreffen
Blechschädel: infolge von Weinkonsum beschwerter Kopf
blooßfiesich: nackte Füße
blooßkoppich: ohne Kopfbedeckung
Bojazzl: Kasper
brunse: urinieren
brutschle: auf dem Herd langsam dahinbraten, leise, undeutlich reden
bsoff: betrunken
bigge: kleben, etwas aufkleben
Biechl: ein kleines Buch
Binkel: Bündel, das durch ein Tuch zusammengehalten wird bische: brunse, seuche: pinkeln, zur Toilette gehen
Bittdanka: einer der immer unterwegs ist, nie zu Hause anzutreffen
Blechschädel: infolge von Weinkonsum beschwerter Kopf
blooßfiesich: nackte Füße
blooßkoppich: ohne Kopfbedeckung
Bojazzl: Kasper
brunse: urinieren
brutschle: auf dem Herd langsam dahinbraten, leise, undeutlich reden
bsoff: betrunken
23.08.2014
Von den Bauern in Tscheb - Teil 2
An Peter und Paul (29. Juni) begann der "Schnitt", die Getreideernte. Die Arbeit begann auf dem Felde um 4 Uhr in der Früh. Aus Halmen wurden Seile zum Bündeln gefertigt. Sobald das Getreide von der Sonne abgetrocknet war begann das Mähen. Bis in den Abend hinein wurde gemäht. Dann wurde noch aufgekreuzt, d.h. die Garben wurden aufeinander gestapelt: 9 Garben bildeten ein Neuntel, 18 ein Kreuz. Bei der Weizenernte halfen Schnitter um ein Zehntel der Ernte, der Mann mit der Sense mähend, die Frau mit der Sichel die Garben auflesend. Mähmaschinen gab es erst in den letzten Jahren. Nach der Ernte musste gedroschen werden. In den frühen Jahren nach der Ansiedlung wurden die Getreidekörner mit Holzschlegeln, den Dreschflegeln, ausgeschlagen, verdroschen. Später wurde das Getreide auf einem Tretplatz auf dem Hotter oder im Hinterhof des Hauses ausgebreitet und von Pferden, die stundenlang im Kreis herum gingen, ausgetreten (kommt unser "Treplatz" nun von Drehplatz oder von Tretplatz?). War dann das Getreide richtig ausgetreten, wurde das Stroh abgeräumt und der Rest wurde hochgeworfen, damit der Wind die Spreu von dem Weizen trenne. Später gab es dafür Windmühlen. Noch später kamen Dreschmaschinen. Das waren damals Dampfmaschinen, die von Pferden von Dreschplatz zu Dreschplatz gezogen wurden. Sie wurden Ende der zwanziger Jahre von fahrbaren Dreschmaschinen, den Selbstwandlern abgelöst.
Der Weingarten musste wieder gehackt werden. Mitte August begann das Hopfenzupfen, wozu Männer und Frauen aus der Umgebung, viele aus Srem, gegen Entgelt zu Hilfe kamen.
Dann fing das Hanfschneiden an. Eine rauhe Arbeit! Zum Rösten wurden die Hanfbündel floßartig ins Wasser gebettet und mit Erde vom Boden des Gewässers bedeckt. Dort musste der Hanf 6 bis 8, bei kühlem Wetter auch 10 Tage liegen, dass sich die Fasern vom Stengel lösten. Beim Herausholen war das Wasser oft schon sehr kühl. Die Männer arbeiteten in Socken und Holzklumpen. Die triefenden Hanfbündel wurden zeltartig aufgelockert zum Trocknen aufgestellt.
von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)
Der Weingarten musste wieder gehackt werden. Mitte August begann das Hopfenzupfen, wozu Männer und Frauen aus der Umgebung, viele aus Srem, gegen Entgelt zu Hilfe kamen.
Dann fing das Hanfschneiden an. Eine rauhe Arbeit! Zum Rösten wurden die Hanfbündel floßartig ins Wasser gebettet und mit Erde vom Boden des Gewässers bedeckt. Dort musste der Hanf 6 bis 8, bei kühlem Wetter auch 10 Tage liegen, dass sich die Fasern vom Stengel lösten. Beim Herausholen war das Wasser oft schon sehr kühl. Die Männer arbeiteten in Socken und Holzklumpen. Die triefenden Hanfbündel wurden zeltartig aufgelockert zum Trocknen aufgestellt.
von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)
22.08.2014
Von den Bauern in Tscheb - Teil 1
Von den 74 Bauern in den 30er Jahren hatten 65 ihr Auskommen von dem eigenen Boden. Die übrigen 9 Bauern nahmen zusätzlich Feld in Pacht oder bearbeiteten Feld zum halben Ertrag. Großbauern, wie in vielen unserer Nachbardörfer, gab es in :: Tscheb nicht: der reichste Bauer besaß knapp 70 Joch Feld.
In früheren Zeiten erbte den Bauernhof stets der älteste Sohn. Das Anwesen wurde nicht verteilt. Den Eltern verblieb lediglich 1 Joch Feld und ein Stück Weingarten. Der junge Bauer musste an die Eltern "Liebling" abgeben. In der Regel waren das im Jahr 500 kg Weizen, 2 Ferkel, 500 kg Mais als Futter, 1 Klafter Holz und Brechegel zum Heizen sowie Hanf und Salz. Das Feld der Eltern musste er bearbeiten. Den Geschwistern musste er je nach Größe des ererbten Hofes und der Zahl der Geschwister einige hundert Gulden auszahlen. Nach der Jahrhundertwende änderte sich allmählich diese Art der Erbfolge. Das Feld wurde unter die Kinder aufgeteilt. Allerdings erbten die Söhne etwas mehr als die Töchter.
Das Leben der Bauern war durch den Rhythmus der Jahreszeiten geprägt. Es verlief für Generationen jahraus und jahrein in gleicher Weise. Selbst das Festefeiern, Hochzeit, Kirchweih oder Besuche bei Verwandten oder Bekannten in ferneren Dörfern, hatte sich danach zu richten.
Nach einem milden Winter begann die Arbeit schon Ende Februar: Hafer (Hornungshafer) anbauen, Klee, Wicken und Linsen säen, Kukuruz :: setzen, Mist fahren, Hanf anbauen, im Weingarten aufdecken, Stöcke einschlagen, Reben schneiden und anbinden. Im Weingarten war das ganze Jahr über viel zu tun. "Ein Weingarten braucht keinen Herrn, ein Weingarten braucht einen Knecht" sagte man deshalb.
Ab Mai wurde Klee gemäht für Grünfutter und für Heu. Bei der Heuernte Anfang Mai, Ende Juni, Mitte August und manchmal noch im September gab es keine Uhrzeit: Morgens früh oder abends spät, sogar in der Nacht wurde gemäht um den Blätterverlust gering zu halten.
Mit dem Ende des Frühjahrs begann das Rebenspritzen gegen Pernospora. Früher geschah das mit einem Besen aus einem Eimer, in dem gelöschter Kalk in Wasser aufgelöst war. Später gab es die Rebenspritze, die auf dem Rücken durch die Rebenreihen getragen wurde und mittels eines Pumpschwengels über einen Schlauch eine Lösung aus Kanitzl (Blaustein) und Kalk versprühte. Wenn viel Nebel herrschte, musste 6-7mal und öfter gespritzt werden. Vor dem Sprühen waren die Reben zu stützen, zu geizen und
auszubrechen.
von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)
In früheren Zeiten erbte den Bauernhof stets der älteste Sohn. Das Anwesen wurde nicht verteilt. Den Eltern verblieb lediglich 1 Joch Feld und ein Stück Weingarten. Der junge Bauer musste an die Eltern "Liebling" abgeben. In der Regel waren das im Jahr 500 kg Weizen, 2 Ferkel, 500 kg Mais als Futter, 1 Klafter Holz und Brechegel zum Heizen sowie Hanf und Salz. Das Feld der Eltern musste er bearbeiten. Den Geschwistern musste er je nach Größe des ererbten Hofes und der Zahl der Geschwister einige hundert Gulden auszahlen. Nach der Jahrhundertwende änderte sich allmählich diese Art der Erbfolge. Das Feld wurde unter die Kinder aufgeteilt. Allerdings erbten die Söhne etwas mehr als die Töchter.
Das Leben der Bauern war durch den Rhythmus der Jahreszeiten geprägt. Es verlief für Generationen jahraus und jahrein in gleicher Weise. Selbst das Festefeiern, Hochzeit, Kirchweih oder Besuche bei Verwandten oder Bekannten in ferneren Dörfern, hatte sich danach zu richten.
Nach einem milden Winter begann die Arbeit schon Ende Februar: Hafer (Hornungshafer) anbauen, Klee, Wicken und Linsen säen, Kukuruz :: setzen, Mist fahren, Hanf anbauen, im Weingarten aufdecken, Stöcke einschlagen, Reben schneiden und anbinden. Im Weingarten war das ganze Jahr über viel zu tun. "Ein Weingarten braucht keinen Herrn, ein Weingarten braucht einen Knecht" sagte man deshalb.
Ab Mai wurde Klee gemäht für Grünfutter und für Heu. Bei der Heuernte Anfang Mai, Ende Juni, Mitte August und manchmal noch im September gab es keine Uhrzeit: Morgens früh oder abends spät, sogar in der Nacht wurde gemäht um den Blätterverlust gering zu halten.
Mit dem Ende des Frühjahrs begann das Rebenspritzen gegen Pernospora. Früher geschah das mit einem Besen aus einem Eimer, in dem gelöschter Kalk in Wasser aufgelöst war. Später gab es die Rebenspritze, die auf dem Rücken durch die Rebenreihen getragen wurde und mittels eines Pumpschwengels über einen Schlauch eine Lösung aus Kanitzl (Blaustein) und Kalk versprühte. Wenn viel Nebel herrschte, musste 6-7mal und öfter gespritzt werden. Vor dem Sprühen waren die Reben zu stützen, zu geizen und
auszubrechen.
von Franz Ernst (+), München (9. Heimatbrief/Dezember 1980)
16.08.2014
12.08.2014
11.08.2014
Impressionen aus Tscheb
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Das waren die Gassenbewohner - die Gänse. |
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